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„Weißt du, da war Krieg“

 

Das Erinnern an den Großen Vaterländischen Krieg ist in Russland eine feierliche Sache – und war es auch schon zu Zeiten der Sowjetunion: Am Tag des Sieges, der am 9. Mai gefeiert wird, gibt es eine große Parade am Roten Platz in Moskau. Hunderttausende im ganzen Land gehen auf die Straße und feiern den Sieg der Sowjetunion über den Faschismus. Die heutigen militärischen und propagandistischen Ausprägungen des Feiertags – einem der wichtigsten in Russland – werden allerdings immer wieder auch kritisch hinterfragt.

Eine neue, privatere und persönlichere Form des Erinnerns läutete in jüngster Zeit etwa die Aktion Unsterbliches Regiment ein, eine ursprünglich zivilgesellschaftliche Initiative. Auch wenn diese teilweise von offizieller Seite vereinnahmt wird (auch Wladimir Putin lief bereits mit einem Bild seines Vaters bei einem solchen Gedenkmarsch mit), ist der Ursprungsgedanke, die Geschichte der eigenen Großeltern zu erfragen und zu bewahren. Politische oder kommerzielle Aussagen sind bei dieser Art des Gedenkens dagegen unerwünscht.

Zum persönlichen Gedenken, das die Geschichte der eigenen Vorfahren würdigt, aber auch kritisches Nachfragen erlaubt, motiviert die Aktion des unabhängigen Exil-Mediums meduza: Es rief seine Leser in diesem Jahr dazu auf, ihnen die Kriegserinnerungen der Eltern und Großeltern zu schreiben. Einzelne Redakteure steuerten außerdem Geschichten aus der eigenen Familie bei. Einige davon hat dekoder übersetzt – und stellt sie an diesem für beide Länder wichtigen Tag neben die russischen Originale.

Source Meduza

Wladimir Zybulski

Wladimir Zybulskis Großvater Wladimir (rechts) mit einem Kameraden / Foto © Wladimir Zybulski/meduza

Deutsch
Original
Ich bin nach meinem Großvater benannt. Einen Großteil meines Lebens wusste ich Folgendes über ihn: Mit 18 kam er an die Front in den Nachrichtentrupp, er kämpfte bei Stalingrad, arbeitete nach dem Krieg in einer Lokomotivfabrik und hat einmal in einem Film mitgespielt. Ich habe nie mit ihm gesprochen: Er starb zwei Jahre vor meiner Geburt.

Mama und Oma erzählten immer, dass Großvater sehr zurückhaltend war und dass es Großmutter große Anstrengung gekostet hat, bis er bei seinen Chef um eine Wohnung bat. Außerdem wurde noch erzählt, dass die Orden auf dem feierlichen Portraitfoto in Wirklichkeit nicht seine waren. Er hatte all seine Orden und Medaillen verloren, als er in Berlin in den Zug stieg, und das Portrait musste dann mit den gleichen, aber eben den Orden von jemand anders gemacht werden. Großvater hat lange Jahre an das Ministerium geschrieben, damit sie ihm neue machen, aber vergeblich.

Wofür genau mein Opa all seine Orden bekommen hat, wurde mir allerdings nie erzählt: Ruhmesorden II. und III. Klasse, den Orden des Großen Vaterländischen Krieges I. Klasse und einige Medaillen.

Vor ein paar Jahren entdeckte ich dann die Website podvignaroda.ru, auf der man etwas über Verwandte erfahren konnte, die im Krieg waren. Dort fand ich auf Auszeichnungs-Listen, dass mein zurückhaltender Großvater mit 21 Jahren nach Korrektur des Frontverlaufs deutsche Maschinengewehrschützen entdeckt hatte, die um den Beobachtungsposten verteilt waren. Er erschoss damals 15 Deutsche, die übrigen entkamen. Ein bisschen später dann in Berlin „stürmte er ein Haus, in dem Deutsche waren – durch Kugeln aus seiner Maschinenpistole starben acht deutsche Soldaten, drei nahm er gefangen“.

Ich erzählte meiner Mutter von meiner Entdeckung und die zeigte es meiner Oma. Keine von ihnen wusste, was mein Großvater im Krieg gemacht hatte. Wenn du über Morde im Krieg in Büchern oder in Interviews mit Frontsoldaten liest, ist es das eine; wenn du erfährst, dass auch dein eigener naher Vorfahre getötet hat, beziehst du es auf dich und dir wird ganz schön mulmig. Aber du spürst auch Stolz – auf den Mut deines Opas.

Меня назвали в честь деда. Большую часть моей жизни я знал про него следующее. В 18 лет его забрали на фронт связистом, он воевал под Сталинградом, после войны работал на тепловозостроительном заводе и однажды засветился в одном фильме. Сам я никогда с ним не разговаривал: он умер за два года до моего рождения.

Мама с бабушкой рассказывали, что дед был очень скромный, и бабушке больших усилий стоило заставить его попросить у начальства квартиру. Еще рассказывали, что медали, которые у него на портрете, на самом деле не его. Все свои медали и ордена он потерял, когда садился в поезд из Берлина, и парадный портрет пришлось делать с такими же, но чужими. Дед потом долго писал в министерство, чтобы ему сделали новые награды, но тщетно.

Чего мне не рассказывали, так это того, за что именно дед получил все свои награды: ордена славы II и III степеней, орден Отечественной войны I степени, ордена Славы II и III степеней и несколько медалей.

Несколько лет назад я узнал про сайт «Подвиг народа», где можно узнать про воевавших родственников. Там я нашел наградные листы, и выяснилось, что мой скромный дед в 21 год, возвращаясь после исправления линии, обнаружил немецких автоматчиков, окружающих наблюдательный пункт. Тогда он застрелил 15 немцев, остальные разбежались. А чуть позже, уже в Берлине, «ворвался в дом, где находились немцы, и огнем своего автомата убил восемь немецких солдат и троих пленил».

Я рассказал про свою находку маме, та показала бабушке. Никто из них тоже не знал, что дед делал на войне. Когда читаешь про убийства на войне в книгах или в интервью фронтовиков — это одно; когда узнаешь, что и твой самый ближайший предок убивал тоже, примеряешь на себя — и становится жутко. Но и гордость чувствуешь — за смелость деда.


Lika Kremer

Lika Kremers Großeltern Marianna und Mark mit Sohn Gidon / Foto © Lika Kremer/meduza

Deutsch
Original
Ein Jahr bevor die Deutschen Riga eroberten, bekamen mein Opa Mark und seine Frau – nach 13 Jahren kinderloser Ehe – endlich eine Tochter.

Der Bruder meines Opas hatte ein Geschäft für Männerhemden, darum hat man ihn gleich nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen 1940 mit seiner Familie als „Kapitalisten“ nach Sibirien deportiert. Mein Opa blieb. Er war Geiger, spielte außerdem Saxophon und leitete ein kleines Unterhaltungsorchester, das in Restaurants auftrat und Stummfilme im Kino Splendid Palace begleitete.

Als die Gefahr einer deutschen Okkupation aufkam, wussten Opa und seine Familie nicht, ob sie emigrieren sollten oder nicht. Letztlich entschieden sie, dass man mit einem Kleinkind besser nicht ins Unbekannte flieht, und blieben. Zum eigenen Schutz ließen Mark und seine Frau eine Lettin bei sich einziehen, in der Hoffnung, dass die Familie verschont bleibe, wenn die eine Lettin den Pogromverbrechern die Tür öffnet.

Ab August 1941 gab es in Riga ein Ghetto, in das man meinen Opa mit Frau und Tochter schickte. Vier Monate später nahm man ihnen ihre anderthalbjährige Liba weg, verschleppte sie in den Rumbulski-Wald und tötete sie. Die Frau meines Opas kam ins Konzentrationslager Kaiserwald.

Mit allen, die arbeiten konnten, durchquerte Mark jeden Morgen unter Aufsicht die ganze Stadt, um Zwangsarbeit zu verrichten. Eines Tages entschied er sich mit einem Mithäftling, Willi Kaplan, zur Flucht.

Elvira Ronis, jene Lettin, die kurz vor der Deportation bei meinem Opa eingezogen war, lebte noch immer dort. Sie war eine feinfühlige, mutige Frau. Mein Opa erklärte es damit, dass sie einen Buckel und deswegen viel durchgemacht hatte. Als mein Opa noch im Ghetto lebte, kam Elvira täglich an den Zaun und brachte ihm und seiner Familie heimlich Milch. Als Mark und Willi flohen, versteckte sie die beiden schließlich im hintersten Zimmer jener Wohnung.

Sie lebten dort eine Weile, doch dann entwickelte sich eine Affäre zwischen Elvira und einem deutschen Offizier. Der Offizier schöpfte Verdacht, dass irgendwas in der Wohnung nicht stimmt.

Aus Angst, aufzufliegen, mietete Elvira eine Werkstatt in der Terbatas Straße 56. Opa und sein Kamerad hoben unter dem Boden eine große Grube aus und versteckten sich in dieser Erdhöhle. Elvira brachte ihnen regelmäßig zu essen. Manchmal setzte sich mein Opa eine Sonnenbrille auf, klebte sich einen Schnurrbart an, verließ das Versteck und ging auf den Markt, um verbliebene Gegenstände zu verkaufen, damit Elvira Geld für Lebensmittel hatte.

Mein Opa verbrachte ein Jahr und sieben Monate in der Grube. Anfangs waren dort nur zwei untergetaucht, zum Ende des Kriegs hin waren sie zu siebt.

Am 13. Oktober 1944 hat die Rote Armee Riga befreit. Mein Opa erhielt eine Stelle als Stimmführer der zweiten Geigen beim Orchester des Rigaer Radios. Dort lernte er meine Großmutter Marianna kennen.

Meine Oma kam gebürtig aus Deutschland, aus der Familie eines erfolgreichen schwedischen Geigers. Ihre Mutter war Jüdin, deshalb war die Familie nach Estland geflohen, als Hitler an die Macht kam. Das wohlhabende deutsche Mädchen lernte über den Sommer alle 14 Fälle der estnischen Grammatik und ging in Tartu in die Schule. Fünf Jahre später wurde Estland sowjetisch, dann begann der Krieg. Meine Oma fuhr mit ihren Eltern per Zug durch das riesige fremde Land bis nach Alma-Ata.

Während der Evakuierung spielte meine junge Großmutter im Orchester des Mossowet-Theaters, litt Hunger, lernte Russisch sprechen, mit Gewehr überm Rücken Ski fahren und Zuckerrüben ernten. In ihrer Freizeit strickte sie den Schauspielerinnen Pullis mit Hirschen und Sternen und tauschte sie gegen Kartoffeln. Nach dem Krieg zog die Familie nach Riga. Meine Oma begann beim Radio-Orchester zu arbeiten, traf meinen Opa und … mein Papa wurde geboren.

Ende der 1970er Jahre wanderten meine Großeltern nach Westdeutschland aus. Meine Oma Marianna begann dort ein neues, aufregendes Leben. Sie wurde zur Modenärrin, reiste viel, liebte es, Geschenke zu machen und andere zu überraschen. Und fast alles, was ich machte, kommentierte sie – ohne das „r“ zu rollen, wie es sich gehört – mit dem Wort „Horror“. 

За год до того, как немцы захватили Ригу, у моего дедушки Марка и его жены, после тринадцати лет бездетного брака, наконец родилась дочь.

У дедушкиного брата был магазин мужских сорочек, поэтому сразу после ввода советских войск в 1940 году его вместе с семьей депортировали в Сибирь как «капиталиста». А дедушка остался. Он был скрипачом, играл на саксофоне и руководил небольшим эстрадным оркестром, который выступал в ресторанах и сопровождал немое кино в кинотеатре «Сплендид палас».

Когда возникла опасность немецкой оккупации, дедушкина семья никак не могла понять, стоит эмигрировать или нет. Решили, что все-таки с маленьким ребенком бежать неизвестно куда нельзя — и остались. Чтобы обезопасить себя, Марк с женой поселили в квартиру латышку, надеясь, что если дверь погромщикам откроет она, семью не тронут.

В августе 1941-го в Риге появилось гетто — их с женой и дочкой отправили туда. Через четыре месяца полуторагодовалую Либу отобрали, отвезли в Румбульский лес и убили. А дедушкину жену отправили в концлагерь «Кайзервальд».

Вместе со всеми, кто мог работать, каждое утро Марк шел под конвоем через весь город на принудительные работы. И однажды они, с еще одним узником, Вилли Капланом, решились бежать.
Эльвира Ронис, та самая латышка, которую дедушка поселил у себя незадолго до депортации, все еще жила у него дома. Это была чуткая и смелая женщина, дедушка объяснял это тем, что у нее был горб — и она сама много натерпелась. Когда дедушка еще был в гетто, Эльвира каждый день приносила к решетке и тайно передавала ему и его семье молоко. В итоге она спрятала сбежавших Марка и Вилли в дальней комнате в той же самой квартире.

Они прожили там какое-то время, но тут у Эльвиры случился роман с немецким офицером. Офицер начал подозревать, что в квартире что-то не так. Опасаясь разоблачения, Эльвира сняла мастерскую на улице Тербатас, 56. Дедушка и его товарищ вырыли под полом большую яму и спрятались в этой землянке. Эльвира регулярно приносила им продукты. Время от времени дедушка надевал темные очки, наклеивал усы, выходил из укрытия и шел на рынок — продавать сохранившиеся вещи, чтобы добыть для Эльвиры деньги на еду.

В этой яме дедушка провел год и семь месяцев. Сначала беглецов было двое, но к концу войны стало уже семеро.

13 октября 1944 года Красная армия освободила Ригу. Дедушка получил место концертмейстера вторых скрипок в оркестре рижского радио. Там он познакомился с бабушкой Марианной.

Бабушка родилась в Германии в семье успешного шведского скрипача, ее мама была еврейкой, поэтому когда Гитлер пришел к власти, семья бежала в Эстонию. Благополучная немецкая девочка за лето выучила все 14 падежей эстонского языка и пошла в школу Тарту. Через пять лет Эстония стала Советским Союзом, а потом началась война. Бабушка с родителями проехала на поездах через огромную чужую страну и оказалась в Алма-Ате.

В эвакуации юная бабушка играла в оркестре театра Моссовета, голодала, училась говорить по-русски, бегать на лыжах с винтовкой и собирать сахарную свеклу. В свободное время она вязала артисткам свитера с оленями и звездами и меняла их на картошку. После войны семья переехала в Ригу. Бабушка пошла работать в оркестр радио, встретила дедушку — и у них родился мой папа.

В конце 1970-х дедушка с бабушкой эмигрировали в Западную Германию. Там бабушка Марианна зажила новой увлекательной жизнью. Стала модницей, много путешествовала, обожала дарить подарки, устраивать сюрпризы. И почти про все, что я делала, бабушка, не выговаривая букву «р», говорила «кошмар».


Galina Timtschenko

Galina Timtschenkos Großvater Pjotr Iwanowitsch Zerkowny  / Foto © Galina Timtschenko/meduza

Deutsch
Original
Unmöglich ist es, sich zu erinnern, wann sie dir das erste Mal gesagt haben: „Weißt du, da war Krieg.“ Du blätterst im Fotoalbum mit den Portraits von Opa in Uniform mit den Rauten am Kragen; du siehst, wie Omas Gesicht anfängt zu zittern, wenn sie über ihn spricht; du weißt, dass Mama jedes mal den Ton ausschaltet, wenn sie im Radio oder Fernseher hört Erhebe dich, du großes Land [Wstawai, strana ogromnajadek]; merkst, dass sie deinem Vater nie Kartoffeln auftun und erklären, dass „sie im Krieg nur gefrorene Kartoffeln gegessen haben“; voll Entsetzen schaust du auf den buckeligen orthopädischen Schuh und gewaltigen Stock von Omas Bruder.

Meine Mama war sechs, als der Krieg anfing. Opa war zu dieser Zeit Hauptmann bei der Roten Armee. Er fuhr schon am 22. Juni los an die Front. Oma und Mama gelang es wie durch ein Wunder in die ihre Heimat nach Perwomaisk in die Ukraine zu gelangen. Einen Monat später wurde das Gebiet [von Deutschen – dek] besetzt.

Sie unterteilten die vier Jahre unter den Deutschen in die Zeit, „als die Ingenieure da waren“ – damals sorgten die Deutschen für Infrastruktur und zogen gen Osten; „als die Italiener kamen“ – da erinnerte sich Oma, dass die „nie etwas wegnahmen, im Gemüsegarten ernteten sie Tomaten und brachten im Tausch entweder Wäsche oder Brot; „als die Rumänen kamen – da wurde das Haus ratzeputze leergeräumt“; „als die SS-Einheiten kamen“ – das war eine Strafoperation, nachdem sie den Untergrund aufgespürt hatten; und schließlich, „als unsere Leute vorstießen“ – da wurde die Stadt drei Tage bombardiert, und alle saßen drei Tage im Keller.

Die ganzen vier Jahre nahm meine Urgroßmutter die vier Fotos mit Männern in Uniform nicht von der Wand: ihre drei Söhne Alexej, Pjotr und Nikolai und ihr Schwiegersohn (mein Großvater) Pjotr. Alle waren an der Front, und bis Kriegsende hatte sie von keinem Nachricht.

Ihr ältester Sohn Alexej war seit 1942 verschollen. Der mittlere Pjotr beendete den Krieg der Garde als Hauptmann und Ordensträger. Der jüngste kämpfte als Infanterist und Oberfeldwebel, ausgezeichnet mit dem Orden des Roten Sterns; aufgrund einer Splitterverletzung hinkte er sein ganzes Leben.

Mein Großvater, Hauptmann Pjotr Iwanowitsch Zerkowny, war seit Juni 1941 in der Nähe der Stadt Uman verschollen. Nach dem Tod meiner Großmutter fand ich in ihren Unterlagen einen Stapel Suchanfragen an das Verteidigungsministerium. Die letzte hat sie 1991 abgeschickt.

Невозможно вспомнить момент, когда тебе впервые сказали: «Знаешь, была война». Ты просто листаешь альбом с портретами деда в военной форме с ромбами на воротнике; видишь, как начинает дрожать лицо у бабушки, когда она говорит о нем; знаешь, что мама каждый раз выключает звук, если слышит по радио или в телевизоре «Вставай, страна огромная»; замечаешь, как отцу никогда не кладут на тарелку картошку, объясняя, что «в войну только мерзлую картошку и ели»; с ужасом смотришь на горбатый ортопедический ботинок и здоровенную трость бабушкиного брата.

Моей маме было шесть, когда началась война. Дед, к тому времени капитан Красной армии, уже 22 июня уехал на фронт, а бабка с мамой чудом смогли доехать до родного дома в Первомайске (Николаевская область Украины). А через месяц оказались в оккупации.

Они делили прожитые «под немцем» четыре года на «когда стояли инженеры» — это немцы налаживали сообщение, двигаясь на восток; «когда пришли итальянцы» — тут бабка всегда вспоминала, что те «никогда ничего не отнимали, собирали в огороде помидоры и приносили то белье, то хлеба в обмен»; «когда пришли румыны — и в доме не осталось ничего»; «когда пришли эсэсовцы» — это в городе была карательная операция после обнаружения подполья; и, наконец, «когда наступали наши» — город бомбили трое суток, и все трое суток они просидели в подвале, а во дворе под грушей до 46 года лежала неразорвавшаяся бомба — и прабабка поставила вокруг плетень «от греха».

Все четыре года прабабка не снимала со стены четыре фотографии мужчин в военной форме: трое сыновей Алексей, Петр и Николай и зять (мой дед) Петр. Все были на фронте, и ни от кого из них до конца войны не было вестей.

Старший ее сын пропал без вести в 42-м. Средний Петр закончил войну гвардии капитаном и орденоносцем. Младший воевал в пехоте, гвардии старшина, награжден орденом Красной звезды, остался навсегда хромым из-за осколочного ранения.

Мой дед, капитан Петр Иванович Церковный пропал без вести в июле 1941 года под городом Умань. После бабкиной смерти в ее документах я нашла пачку запросов в министерство обороны, последний из них она отправила в 1991 году.

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Tag des Sieges

Der Tag des Sieges wird in den meisten Nachfolgestaaten der UdSSR sowie in Israel am 9. Mai gefeiert. Er erinnert an den Sieg der Sowjetunion über das nationalsozialistische Deutschland und ist in Russland inzwischen der wichtigste Nationalfeiertag. Der 9. Mai ist nicht nur staatlicher Gedenktag, sondern wird traditionell auch als Volks- und Familienfest begangen.

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Wolgograd (Stalingrad)

Die südrussische Stadt Wolgograd ist als Stalingrad durch das Inferno im Zweiten Weltkrieg in die Weltgeschichte eingegangen, hatte jedoch im Zarenreich einen anderen Namen tatarischen Ursprungs. Heute wird versucht, wieder stärker an die sowjetische Vergangenheit der Stadt anzuknüpfen, vor allem dadurch, dass die Stadt zu bestimmten Feiertagen wieder Stalingrad heißen darf.

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Park des Sieges

Der Park des Sieges ist eine Gedenkstätte im Westen Moskaus. Auf dem weiträumigen Gelände befinden sich zahlreiche Statuen und Denkmäler, ein Museum sowie weitere Sehenswürdigkeiten, die an den Großen Vaterländischen Krieg erinnern. Die Parkalage hat sich nicht nur zu einem zentralen Gedächtnisort für die Feierlichkeiten am 9. Mai entwickelt, sondern ist auch als Touristenattraktion und Erholungspark bei den Moskauern sehr beliebt.

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Blokadniki

Vor 78 Jahren endete die Blockade Leningrads durch die deutsche Wehrmacht. Während der Belagerung der Stadt vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944 kamen über eine Million Menschen ums Leben. Die meisten verhungerten oder erfroren, viele starben im Bomben- und Artilleriebeschuss. Nina Weller über das Schicksal der Blokadniki.

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Großer Vaterländischer Krieg

Als Großen Vaterländischen Krieg bezeichnet man in Russland den Kampf der Sowjetunion gegen Hitlerdeutschland 1941–1945. Der Begriff ist an den Vaterländischen Krieg gegen Napoleon im Jahr 1812 angelehnt. Galt der Sieg über den Faschismus offiziell zunächst als ein sozialistischer Triumph unter vielen, wurde er seit Mitte der 1960er Jahre zu einem zentralen Bezugspunkt der russischen Geschichte.

„Der Große Vaterländische Krieg 1941–1945 war der gerechte Befreiungskrieg des sowjetischen Volkes für die Freiheit und Unabhängigkeit der sozialistischen Heimat gegen das faschistische Deutschland und seine Verbündeten, der wichtigste und entscheidende Teil des Zweiten Weltkriegs 1939–1945.“ So definierte im Jahr 1985 eine einschlägige Moskauer Enzyklopädie.1 Diese in der Sowjetunion und einigen Nachfolgestaaten übliche Bezeichnung entspricht chronologisch und geographisch in etwa den deutschen Begriffen Krieg an der Ostfront oder Russlandfeldzug. Selbst für sich allein genommen war dieser Abschnitt des Zweiten Weltkriegs einer der blutigsten Kriege der Weltgeschichte.

Ein Sieg unter vielen

Der Begriff ist an die Bezeichung für Napoleons gescheiterten Russlandfeldzug von 1812 angelehnt, der in Russland als Vaterländischer Krieg bekannt ist. Gemeint ist ein Verteidigungskrieg auf eigenem Boden, auch wenn dieser in eine Gegenoffensive außerhalb der Staatsgrenzen übergeht. Bereits der Erste Weltkrieg wurde manchmal als Großer Vaterländischer Krieg bezeichnet.

Nachdem die Wehrmacht am 22. Juni 1941 die Sowjetunion überfiel, wurden die Parallelen zum Ersten Weltkrieg, vor allem aber zu 1812, schnell aufgegriffen. Bereits am nächsten Tag druckte die „Prawda“ einen Artikel des Parteiideologen Jemeljan Jaroslawskij mit dem Titel „Der Große Vaterländische Krieg“. Auch Stalin griff die Bezeichnung in seiner ersten öffentlichen Kriegsansprache am 3. Juli 1941 auf.

Obwohl der internationale Charakter aller drei Kriege stets betont wurde, markierte der Begriff des Vaterländischen Krieges eine Wende von einer sozialistischen Interpretation hin zu einer Besinnung auf die Geschichte Russlands vor der Oktoberrevolution. Militärische Ruhmestaten aus dem Mittelalter und der Zarenzeit wurden in der Propaganda ebenso betont wie die führende Rolle des russischen Volkes. Dennoch dauerte es Monate, bis der Ausdruck Vaterländischer Krieg zum Standardbegriff wurde – und erst gegen Ende des Kriegs war das zusätzliche Attribut Großer nicht mehr wegzudenken.

Die Chronologie des Kriegs und seine Bedeutung im Verhältnis zu anderen militärischen und politischen Ereignissen waren auch nach 1945 nicht sofort in Stein gemeißelt. Der 3. September 1945 als Tag des Sieges über Japan stand noch 1947 im staatlichen Festkalender und in Denkmalsentwürfen aus der Bevölkerung gleichberechtigt neben dem 9. Mai.2 Als vaterländische Kriege konnten der Bürgerkrieg von 1917–1921, die sowjetisch-japanische Schlacht am Chasansee von 1938 und sogar der sowjetisch-finnische Krieg von 1939/40 gelten.3

Bis zur Mitte der 1960er Jahre galt der Sieg von 1945 als eine Errungenschaft des Sozialismus unter vielen. Seine Bedeutung für das historische und politische Selbstverständnis des Landes stieg jedoch kontinuierlich, nicht zuletzt auf Druck aus der Armee, den neuen Veteranenverbänden und von Verantwortlichen aus den Westgebieten der UdSSR, wo die zentrale Rolle des Kriegs bereits etabliert war.

Siegeskult und Geschichtsklitterung

Nach dem Sturz Chruschtschows im Jahr 1964 bemühte sich die neue Staatsspitze, den bereits bestehenden Kult des Großen Vaterländischen Kriegs (GVK, russ. WОW, Welikaja Otetschestwennaja Woina) zu vereinheitlichen und im ganzen Land zu etablieren. Die rückwärtsgewandte Sicht auf den Krieg als das – neben der Oktoberrevolution – wichtigste Ereignis in Russlands Geschichte überschattete zunehmend die zukunftsorientierten Versprechungen des Sozialismus. Die 1418 Tage vom 22. Juni 1941 bis zum 9. Mai 1945 wurden zum endgültigen chronologischen Rahmen; die geheimen Teile der deutsch-sowjetischen Abkommen von 1939 und die Besetzung von Teilen Osteuropas durch die Sowjetunion 1939/40 blieben aus der offiziellen Geschichtsschreibung ausgespart.

Fundament des historischen Selbstverständnisses

Nach einer Phase kontroverser Diskussionen um Interpretationen und Chronologie des Krieges während der Perestroika stieg die Bedeutung des Kults um den GVK seit Mitte der 1990er Jahre wieder kontinuierlich. Durch den Zusammenbruch des marxistisch-leninistischen Geschichtsbilds blieb der Stolz auf den Sieg von 1945 als einziger historischer Affekt übrig, der nationalen Zusammenhalt versprach. Mit Unterstützung aus der Staatsführung, oft jedoch auf Initiative der Enkelgeneration, wurde er in den 2000ern endgültig zum Fundament des historischen Selbstverständnisses in Russland und Belarus.

In den ehemaligen Sowjetrepubliken und dem ferneren Ausland sind es vor allem russischsprachige Einwohner, für deren Geschichts- und Selbstverständnis der GVK ein wichtiger Bezugspunkt ist. Inzwischen werden mehr kulturelle Artefakte (Filme, Bücher, Denkmäler usw.) zu 1941–1945 produziert als zu spätsowjetischen Zeiten. In Russland ist der Tag des Sieges am 9. Mai der mit Abstand wichtigste Nationalfeiertag.

Ereignisse der jüngsten Geschichte werden zunehmend als Neuauflage des GVK gesehen, so – durch beide Seiten – der seit 2014 andauernde Ukrainekrieg. Gerade in der Ukraine hat der Konflikt jedoch auch zu Neuinterpretationen geführt. Neben dem weiterhin bestehenden Kult um den Großen Vaterländischen Krieg werden die Ereignisse ab 1941 dort, wie schon zuvor im Baltikum, zunehmend als Teil des Zweiten Weltkriegs von 1939–1945 gesehen und das eigene Land als Opfer zweier Diktaturen dargestellt.


1.Sovenciklopedija (1985): Velikaja Otečestvennaja vojna, 1941-1945, Moskau, S. 7
2.zu einem solchen Projekt siehe: Pamjatnik Pobedy: Dokumenty po istorii sooruženija memorial’nogo kompleksa na Poklonnoj gore v Moskve (1943-1991gg.), Golden-Bi Verlag, Moskau, S. 41-49
3.Pamjatnik Pobedy: Dokumenty po istorii sooruženija memorial’nogo kompleksa na Poklonnoj gore v Moskve (1943-1991gg.), Golden-Bi Verlag, Moskau, S. 27-32
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Poklonnaja-Hügel

Der Poklonnaja-Hügel ist eine der höchsten natürlichen Erhebungen in Moskau. Der Ort besitzt seit dem Mittelalter eine wichtige historische Bedeutung. Heute befindet sich hier mit dem Park des Sieges ein zentraler Gedenkort für die Opfer des Großen Vaterländischen Krieges.

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Genrich Jagoda

Der Name Genrich Jagoda ist untrennbar mit den stalinistischen Repressionen, dem Aufbau des Straflagersystems Gulag, der Organisation der ersten sowjetischen Schauprozesse und dem sowjetischen Innenministerium NKWD verbunden, das er von 1934 bis 1936 leitete.

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Krim

Es war kein Zufall, dass die russische Präsidentschaftswahl 2018 am 18. März stattfand. Die Wahlbeteiligung und die rund 90-prozentige Zustimmung für Putin auf der Krim stellt der Kreml als eine Art zweites Referendum über die Zugehörigkeit der Halbinsel zu Russland dar. Gwendolyn Sasse über die mythenumwobene Region, das Narrativ der „russischen Krim“ und die Selbstwahrnehmung der Krim-Bewohner nach der Angliederung an Russland. 

 

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