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Presseschau № 40: Paralympics ohne Russland

Doping-Sperre für russische Sportler bei den Paralympics: Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat alle russischen Sportler von der Teilnahme an den Paralympics ausgeschlossen. Damit hat der CAS die Entscheidung des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) bestätigt. Dies hatte die Sperre mit den Untersuchungen der Welt-Antidoping-Agentur WADA begründet, die im sogenannten McLaren-Report systematisches Staatsdoping in Russland nachweist.

Anders als bei Olympia, wo das IOC einzelne russische Sportler zuließ, werden somit bei den Paralympics keine russischen Athleten antreten.

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Da waren russische Sportler noch dabei – Paralympische Winterspiele in Sotschi 2014 / Foto © kremlin.ru

Rossijskaja Gaseta: Die Falschen bestraft

In der Regierungszeitung Rossijskaja Gaseta kritisiert Ilja Triswjatski den Bann der russischen Sportler von den Paralympics – und sieht dahinter keine sportliche, sondern eine politische Entscheidung:

Deutsch
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Abgesehen davon, dass das Internationale Paralympische Komitee (IPC) organisatorisch und formal unabhängig ist vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC), ist die Art und Weise, wie der russische Sport geballt attackiert wird, wie eine Blaupause gestrickt: Absolut saubere, integre Athleten, die niemals gegen irgendwelche Dopingregeln verstoßen haben, müssen die Kollektivschuld auf sich nehmen für die, gegen die es mehrfach Beschwerden gab.

Plus: Sportlern mit sowieso eingeschränkten Möglichkeiten wird das Recht abgesprochen, bei den Paralympics anzutreten – einzig auf Grundlage der im McLaren-Report zusammengetragenen Fakten, die nie juristisch bestätigt wurden. [...]

Die, die zur Attacke auf das sportliche Russland bliesen, haben so ihr Ziel erreicht. Da sie unser Land nicht von Olympia verbannen konnten, lassen sie das jetzt an denjenigen Leuten aus, die sich durch eigene Anstrengung, über lange Wege und durch das Aufbieten unglaublicher Kräfte einen Lebenstraum erfüllen wollten. Der wird ihnen zerstört aus einer Laune von Funktionären heraus, die Politik über die sportliche und menschliche Ehre stellen.

Несмотря на то что IPC является независимой организацией и формально никакого отношения к Международному олимпийскому комитету (МОК) не имеет, схема массированной атаки на российский спорт содрана словно под копирку. Абсолютно чистые, ничем не запятнанные, никогда не нарушавшие антидопинговые правила атлеты вынуждены нести коллективную ответственность за тех, к кому в разное время имелись претензии. Плюс спортсмены, теперь уже с ограниченными возможностями, лишаются прав выступить на главном старте четырехлетия лишь на основании изложенных в докладе Макларена фактов, не находящих никакого юридического подтверждения. [...]

Те, кто предпринял атаку на спортивную Россию, все-таки добились своего. Не сумев лишить нашу страну Олимпиады, они отыгрались на людях, которые своим трудом, долгой дорогой боли и невероятных усилий шли к мечте всей жизни и были лишены ее по прихоти чиновников, которым политика оказалась дороже спортивной и человеческой чести.

Echo Moskwy: Schaltet euren Verstand ein!

Nikolaj Jaremenko, Chefredakteur des Sport-Hörfunksenders komanda.com, findet auf seinem Blog auf Echo Moskwy, es wurde nun genug gejammert – nicht alles sollte immer nur unter dem Aspekt der Politik betrachtet werden:

Deutsch
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Ein Land, das ständig damit beschäftigt ist, nach Feinden zu suchen, hat aufgehört, nachzudenken. [...] Unsere Leichtathleten werden nicht zugelassen: „Fass die bösen Angelsachsen, die eine politische Kampagne führen gegen Russland und seine Sportler!“ Na, welche Kampagne erwartet uns da noch, wenn wir alles nur unter dem Aspekt und durch das Prisma der Politik betrachten? [...]

Aber Olympia ist nun schon vorbei. Russen haben daran teilgenommen. Und das war eine gemeinsame Entscheidung Russlands und des IOCs. Und eine derartige Entscheidung verlangt nach einem Kompromiss, nach einem Handel. Und bei diesen Verhandlungen mussten irgendwelche Opfer gebracht werden. Unter den Opfern sehe ich außer den Paralympioniken niemanden. Daraus folgt, die Paralympioniken wurden verraten. Russland hat sie verraten.

Deswegen möchte ich nicht in den Chor derer miteinstimmen, die jetzt einen neuen Kampfgesang anstimmen und erneut ausrufen: „Fass!“.
Täuscht euch nicht. Schaltet euren Verstand ein.

Страна, озабоченная постоянно поисками врага, уже не  думает. [...] Не допускают наших легкоатлетов – «ату» злобных англо-саксов, развязавших против России и её спортсменов политическую кампанию. Ну, а какая ещё кампания нам привидится, если мы сами всё рассматриваем только в политической плоскости, только через призму политики? [...]

Но Олимпиада уже прошла. Россияне выступили. И это было совместное – МОК и России – решение. А любое подобное решение предполагает компромисс, торговлю. И вот на этих торгах надо было чем-то жертвовать. В списке жертв, кроме паралимпийцев, я никого не вижу. Выходит, паралимпийцев сдали сами. Сдала Россия.

Поэтому я не хочу участвовать в  хоре тех, кто будет теперь поднимать новый вой и запускать новое «ату!» Не ведитесь. Будьте думающими людьми.

Komsomolskaja Prawda: Ein Schock!

Jewgeni Nesyn, Redakteur des Boulevardblatts Komsomolskaja Prawda, sieht in der Sperre allgemeine Russophobie am Werk:

Deutsch
Original
Die Entscheidung über Russlands Paralympioniken ist ein Schock. Sie ist die direkte Folge des Berichts, den die Welt-Antidoping-Agentur WADA unter Leitung von Richard McLaren am 18. Juli veröffentlicht hatte. Indes, wenn auch die „Wohlwollenden“ der westlichen Seite beschwören mögen, dass dieses Dokument Grundlage für den Kampf gegen Dopingverwendung bei Sportlern aller Länder sei – es hat einen gänzlich anderen Trend hervorgerufen: das Bestreben, überhaupt alle russischen Athleten von der internationalen Sportarena zu verbannen. Und zwar alle ohne Ausnahme, unabhängig vom Ausmaß ihrer Schuld, ungeachtet ihrer bisherigen Verdienste: Wenn du aus Russland bist, dann bist du nicht würdig, auf einer Stufe mit „sauberen“ Sportlern anzutreten. [...] Was ist hier los? Wofür? Dafür, dass es Russen sind!  
Решение по Паралимпийцам России - шок. Оно — прямое следствие публикации 18 июля доклада комиссии WADA под началом Ричарда Макларена. Однако как бы ни божились «доброжелатели» с западной стороны, что этот документ является основой для борьбы с употреблением допинга спортсменами всех стран, он породил совершенно другой тренд - стремление изгнать вообще всех российских атлетов с международной спортивной арены. Причем, всех без исключения – вне зависимости от степени их вины, невзирая на их прошлые заслуги: если ты из России, то недостоин выступать наравне с «чистыми» спортсменами. [...]

Да что же это такое творится? За что?

Да потому что русские!

Izvestia: Das ist Faschismus

Der Politikwissenschaftler Alexej Martynow geht in der kremlnahen Tageszeitung Izvestia mit den westlichen Sportfunktionären ins Gericht: Sie handelten aus Neid und Rache. Dabei scheut Martynow keine harten Vergleiche:

Deutsch
Original
Die westliche Gesellschaft schmeichelt sich selbst, wenn sie der westlichen Demokratie solche Errungenschaften zuschreibt wie Toleranz, Pluralismus, Fürsorge für Alte und Menschen mit Handicap. [...]

Ungeachtet dessen, dass ein Drittel unseres Olympiateams vom Wettbewerb ausgeschlossen wurde, belegte Russland den vierten Platz im Medaillenspiegel und ging faktisch als Sieger aus dieser übelriechenden „Meldonium-Spezialoperation“ hervor. Allem Anschein nach sind die westlichen Sportfunktionäre angesichts dessen in Raserei verfallen. Dieselben Bürokraten zahlen es uns nun heim: nach demselben Schema und auf dem Rücken russischer Paralympioniken.

Die Rechnung auf Kosten Behinderter zu begleichen – das ist Faschismus, der nach 70 Jahren wieder den Kopf erhebt in Europa.

Западное общество льстит себе, записывая в число достижений западной демократии такие явления, как толерантность, плюрализм, забота о стариках и людях с ограниченными возможностями. [...]

Судя по всему, западные спортивные функционеры пришли в бешенство от результатов Олимпийских игр в Рио, где, несмотря на отстранение трети нашей сборной от соревнований, Россия заняла 4-е место в медальном зачете и фактически вышла победителем из этой дурно пахнущей «мельдониевой спецоперации». Теперь по той же схеме эти же стряпчие от международных спортивных организаций решили отыграться на российских паралимпийцах.

Сводить счеты с инвалидами — это фашизм, который вновь поднимает голову в Европе 70 лет спустя.

Novaya Gazeta: Die Funktionäre kommen davon

Wladimir Mosgowoj von der unabhängigen Novaya Gazeta sieht die Schuld an dem Debakel eindeutig bei den zuständigen Funktionären. Nur würden die nun zu Opfern gemacht:

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[IPC-Präsident] Philip Craven und seine Mitstreiter, die von der Richtigkeit der Entscheidung überzeugt sind, hoffen, die russischen Funktionäre zu besseren Sitten zu bekehren. Aber das sind die besten Absichten, die in die falsche Richtung führen. In erster Linie zerstören sie den Traum von Menschen, die in sich die Kraft entdeckten, sich sowohl über die Trägheit des Umfelds als auch über eigene Gebrechen zu erheben.

Nicht unwichtig ist auch, dass die Isolation von behinderten Sportlern nur die Konfrontation mit dem Westen verschärfen wird, die in der russischen Gesellschaft ohnehin mehr als genug anzutreffen ist. So werden die Funktionäre jetzt von den Schuldigen an der Katastrophe beinahe zu Opfern, obwohl nicht sie bestraft werden, sondern die Sportler.

[...]Филипп Крэйвен и его соратники, уверенные в правильности решения, очевидно, надеются на исправление нравов российских чиновников. Но это благие намерения, ведущие совсем не в ту сторону. Они в первую очередь убивают мечту людей, ощутивших в себе силы подняться и над косностью среды, и над своим недугом. Немаловажно и то, что изоляция российских спортсменов-инвалидов только усилит конфронтацию с Западом, которой и без того в российском социуме сейчас предостаточно. Теперь чиновники из реальных виновников катастрофы превращаются едва ли не в жертв, хотя наказаны не они, а спортсмены.

dekoder-Redaktion

 

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Dimitri Peskow

Dimitri Peskow ist seit dem Machtantritt Putins für dessen Pressearbeit zuständig und gilt als offizielles Sprachrohr des Kreml. Üblicherweise für die Krisen-PR verantwortlich, sorgte er mehrfach selbst für negative Schlagzeigen, unter anderem im Rahmen der Panama Papers.

Peskow (geb. 1967) stammt aus einer Diplomatenfamilie und war nach seinem Abschluss an der Moskauer Lomonossow-Universität zunächst ebenfalls als Diplomat an der russischen Botschaft in der Türkei tätig. Anschließend wechselte er in den Kreml. Peskows politische Karriere ist eng mit der Person Wladimir Putins verbunden, der ihn 2000 als Leiter der Presseabteilung engagierte. Bei seiner zweiten Präsidentschaft 2004 ernannte Putin ihn zu seinem ersten stellvertretenden Pressesekretär. Peskow war zuständig für die Pressearbeit beim G8-Gipfel im Herbst 2006 in St. Petersburg und beauftragte in diesem Zusammenhang die New Yorker PR-Agentur Ketchum, die von da an in der internationalen Presse das Russland-Image aufbessern sollte.1 Nach Putins Wechsel in das Amt des Ministerpräsidenten folgte ihm Peskow und wurde Pressesprecher der Regierung.

Sprachrohr des Präsidenten

Foto © Barwenkowski

Aufgrund seiner Funktion und engen Zusammenarbeit mit Putin gilt Peskow als das Sprachrohr des Präsidenten. Er kommt besonders häufig in Krisenzeiten oder bei heiklen Themen zu Wort, weshalb er manchmal auch „Pressesekretär der schlechten Nachrichten“ genannt wird. Ende 2006 wurde er einer größeren internationalen Öffentlichkeit bekannt, als er dementierte, dass Russland in die Ermordung des ehemaligen russischen FSB-Offiziers Alexander Litwinenko verwickelt sei, der durch eine radioaktive Substanz starb. Als Putin im Herbst 2011, nachdem bereits Gerüchte über seine erneuten Präsidentschaftsambitionen aufkamen, bei einer Boxveranstaltung erstmals in der russischen Öffentlichkeit vor laufender Kamera ausgebuht wurde, versuchte Peskow zu beschwichtigen, indem er erklärte, die Schmähungen hätten dem Verlierer des Boxkampfes gegolten. Nach der Machtrochade 2012 folgte Peskow Putin erneut in den Kreml und ist seither als sein Sprecher für die Pressearbeit zuständig. Außerdem koordiniert er die Medienarbeit der Präsidialadministration.

Korruptionsvorwürfe gegen den Pressesprecher

Im Sommer 2015 sorgte Peskow selbst für Schlagzeilen: Der Antikorruptionsaktivist Alexej Nawalny bezichtigte Peskow der Korruption, da dieser bei seiner Hochzeit mit der bekannten Eistänzerin Tatjana Nawka eine 565.000 Dollar teure Uhr trug, die das Fünffache seines Jahresgehalts kostete und die sich der Staatsdiener, der laut offizieller Deklaration keine sonstigen Einkünfte besitzt, unmöglich leisten konnte.2  Wie Nawalny aufdeckte, soll Peskow zudem die anschließenden Flitterwochen auf einer Luxusyacht verbracht haben, deren Charterkosten 400.000 Euro pro Woche betrugen.3

Im April 2016 wurde bekannt, dass Peskows jetzige Ehefrau Tatjana Nawka im Januar 2014 als Besitzerin einer auf den British Virgin Islands registrierten Offshore-Firma eingetragen war. Das Gesetz verbietet es den Ehepartnern hoher Beamter, länger als drei Monate nach der Hochzeit Anteile an ausländischen Finanzinstrumenten zu halten. Die Firma wurde im November 2015 aufgelöst. Da das Datum der Hochzeit Peskows mit Tatjana Nawka nicht genau bekannt ist, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob diese sich an die gesetzliche Frist gehalten hat.


1.Meedia: Wegen internationaler Spannungen: PR-Agentur Ketchum beendet Arbeit für russische Regierung
2.Frankfurter Allgemeine Zeitung: Putin Sprecher Peskow. Eine Uhr für eine halbe Million
3.Die Welt: Nach Totenkopfuhr. Putins Sprecher hat ein neues Luxus-Problem
 
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Wladimir Markin

Wladimir Markin (1956–2021) war lange Zeit Leiter der Presseabteilung und als solcher ein prägnantes Gesicht des einflussreichen Ermittlungskomitees, einer mit dem US-amerikanischen FBI vergleichbaren Behörde. Er gab besonders zu prominenten Ermittlungsfällen Auskunft und wurde oft als inoffizielles „Sprachrohr des Kreml“ bezeichnet.

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Der Premierminister oder Ministerpräsident ist nach dem Präsidenten die zweite Amtsperson im russischen Staat. Er ist vor allem für Wirtschafts- und Finanzpolitik verantwortlich.

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Silowiki ist ein Sammelbegriff für Amtspersonen aus Sicherheitsorganen des Staates. Seit den späten 1990er Jahren hat ihr Einfluss stetig zugenommen. Unter Putin gehören sie zu den einflussreichsten Akteuren innerhalb der russischen Elite.

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Kurz vor der Dumawahl 2016 war es soweit: Das Lewada-Zentrum, das als das einzige unabhängige Meinungsforschungsinstitut Russlands gilt, wurde als ausländischer Agent registriert. Dem international renommierten Institut droht nun die Schließung. Weshalb das Lewada-Zentrum den russischen Behörden schon seit Jahren offenbar ein Dorn im Auge ist, erklärt Eduard Klein.

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Ein kurzer Augenblick von Normalität und kindlicher Leichtigkeit im Alltag eines ukrainischen Soldaten nahe der Front im Gebiet , © Mykhaylo Palinchak (All rights reserved)