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Editorial: Aus 1 mach 2

Source dekoder

dekoder wird drei!!

... Da dürfen wir uns doch was wünschen, gell? Mit 18 wünscht man sich Geld … Aber mit drei? Da wirkt dieser Wunsch befremdlich, schlecht erzogen. Aber ja, liebe Leserinnen und Leser: Wir wünschen uns Geld! 

Aber nicht, dass ihr denkt, wir würden es verprassen. Nix da, es wird weiter dekodert, was das Zeug hält – und genau da findet eure Spende ihren Einsatz, und gleich doppelt. Wie geht denn das? Wir haben seit einem Jahr einen sogenannten Matching-Fonds von der Konvert-Stiftung unseres Gründers Martin Krohs. Das bedeutet, dass wir jede Summe, die wir von Stiftungen u. ä. einwerben, um die gleiche Summe aufstocken können. Diese Regel gilt nun genau eine Woche lang auch für Spenden von euch. Und so wird Community-Kommunikatorin Alena Göbel eine Woche lang mit Spenden von euch genau dies tun, zauberizaubera: verdoppeln. Deswegen seid bei euren Geburtstagsspenden umso großzügiger, es zahlt sich für uns und somit auch für euch doppelt aus.

Das für euch so erfreuliche „Lesen, Wischen, Recherchieren, Assoziieren – und sich einfach mal Verlieren“ auf dekoder kann sich dann heiter weiterentwickeln. Wir werden weiterhin gute Texte und spannendes Kulturgut in Russland finden, es übersetzen und von angenehm lesbaren, wissenschaftlich fundierten Texten begleiten lassen. 
Und wie in letzter Zeit immer öfter – dank Redakteur Daniel Marcus – durch Cyberwunder in den digitalen Himmel projizieren oder auf die virtuelle Schiene.
Wir stehen also weiterhin vor der Herausforderung: All die sorgfältige Arbeit und geplanten Vorhaben finanzieren. Wofür wir euch wie bisher als begeisterte Leser brauchen, die uns weiterempfehlen, und auch als handfeste Unterstützer! 

Für einen Rückblick taugt das zarte Alter von drei Jahren noch nicht. Vor allem würde es in die falsche Richtung weisen. Aber wir können uns Meilensteine anschauen, die auch die Richtung vorgeben, in die wir weiterstreben.

Der erste Meilenstein war der dekoder Start. Martin Krohs hatte keine Handvoll idealistischer Überzeugungstäter um sich versammelt, darunter Wissenschaftsredakteur Leonid Klimov und Übersetzungsredakteurin Friederike Meltendorf, und dann ging's los. Wir saßen wie heute in Altona (und wie heute saßen schon immer einige ganz woanders) und feilten an Texten. Draußen in der Welt wusste noch niemand, was da bald starten würde. Das Büro richteten wir im Datscha-Style ein – (was das auch immer hieß). Das Wichtigste dabei war die Tapete. Sie war selbst entworfen, und wir haben sie quer und bis heute nicht bis ganz unter die Decke geklebt. Wir nannten sie Malewitsch und folgen weiterhin ihrem zukunftsweisenden Geist.


Das war der Anfang: Martin Krohs (Gründer), Friederike Meltendorf (Übersetzungsredakeurin), Leonid Klimov (Wissenschaftsredakteur) und Eduard Klein (Politikredakteur 2015)

Am 1. September 2015 gingen wir online. Hm, wie das mit Eröffnungen gerade in der virtuellen Welt so ist. Sie sind akustisch recht still. Aber eigentlich war es ein Bombenerfolg. Wir wurden gefragt, erwähnt, porträtiert, interviewt und geliked. Und wir arbeiteten emsig weiter und schrieben, wählten aus, übersetzten, schriebenwähltenausübersetzten … arbeiten können wir echt gut.

Aber wir können auch feiern. Und so fuhren wir mit fast voller Belegschaft eines Tages los nach Köln, samt neuem Politikredakteur Anton Himmelspach (plus quasi 1, denn Chefredakteurin Tamina Kutscher war schon ziemlich schwanger). Wir liefen alle ausgelassen den Rhein entlang zum Festsaal, obwohl die Preisträger bis zum Moment der Vergabe wirklich geheim sind. Und dekoder bekam den Grimme Online Award 2016 in der Kategorie Information! Das war im Juni 2016.

Auch vom dritten Meilenstein gibt es ein Foto. Da wurde die dekoder-Redaktion nämlich plötzlich erwachsen. Das war im Juli 2017. Wir tagten auf Einladung in der Elbvilla der Alfred-Töpfer-Stiftung, gingen als Redakteure hinein, kamen als Gesellschafterinnen und Gesellschafter der Dekoder gGmbH wieder heraus und tanzten in der Abendsonne über den Strand. Eigentlich müssten auf diesem Foto nicht wir zu sehen sein (deswegen lassen wir es weg), sondern die, die uns Vertrauen und Anerkennung geschenkt haben, indem sie in den dekoder-Klub eingetreten sind. Denn das war der erste große Schritt in Richtung eines Community-gestützten Mediums. Danke an euch!


Und gleichzeitig die Bitte an alle: Fördert dekoder großzügig, damit wir weiter das tun können, woran wir glauben: durch Wissen die Kommunikation zwischen Russland und Deutschland in schwierigen Zeiten ermöglichen und fördern, damit die Zeiten besser werden. Ohne funktioniert es nicht. Und ohne Geld funktioniert dekoder nicht.
So also bleibt es beim Wunsch vom Anfang der Festrede: ein unvernünftig großzügiges Geldgeschenk! Viel soll es sein, was da zusammenkommt, damit wir noch schön oft zusammen Geburtstag feiern können! 


Auf die nächsten Dreiunddreißig!

Eure dekoderschtschiki

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Zentralbank

Die Zentralbank (ZB) ist die wichtigste geldpolitische Institution eines Staates oder eines Währungsraumes. Sie ist für die innere und äußere Währungsstabilität verantwortlich und hat das Monopol auf die Emission der gesetzlichen Zahlungsmittel, das heißt Banknoten. Die ZB hat einen maßgeblichen Einfluss auf das Volumen der Geldmenge, kann es aber in einer offenen und wachsenden Wirtschaft nicht vollständig kontrollieren. Zu den wichtigsten Instrumenten, die der Währungsstabilität dienen, zählen der Leitzins und Transaktionen auf dem sogenannten Offenmarkt. Auf diese Weise sorgt die ZB auch für die Stabilität des Finanz- und Zahlungssystems.

Die Russische Zentralbank (RZB) ist die Nachfolgeinstitution der Gosbank der UdSSR und funktioniert erst seit 1995 nach marktwirtschaftlichen Prinzipien, als sie keine direkten Kredite mehr an Unternehmen vergeben durfte. Die direkte Vergabe solcher Kredite an staatliche Unternehmen war eine gängige Praxis in der Sowjetunion und wurde auch während der Schocktherapie 1992 bis 1993 fortgesetzt. Damit trug die RZB zur Hyperinflation bei, die durch Jegor Gaidars Preisliberalisierung ausgelöst wurde. 1994 brachte die RZB die Inflation unter Kontrolle und verfolgte in den nächsten Jahren einen strikt anti-inflationären Kurs. Unter anderem durfte die RZB seit 1995 das staatliche Budget nicht mehr finanzieren. Dadurch war das Finanzministerium gezwungen, Staatsanleihen an private Banken und Investoren im In- und Ausland zu verkaufen, woran diese sich dank Zinsen um bis zu 300 Prozent bereicherten. Der massive Anleihenverkauf war notwendig, da die russische Wirtschaft in dieser Zeit schrumpfte und wegen Liquiditätsproblemen auf Schuldscheine umstieg. Die notleidenden Unternehmen zahlten in dieser Lage überwiegend keine Steuern. Diese Politik mündete am 17.8.1998 in den Default, die staatliche Zahlungsunfähigkeit.

Die geldpolitische Herausforderung der 2000er Jahre hing hingegen mit dem hohen Ölpreis zusammen. Die russische Geldmenge ist institutionell an das Volumen der Währungsreserven der RZB gekoppelt. Wenn Rohstoffe exportiert werden, verkaufen Unternehmen ihre Devisen an die Zentralbank, wodurch neue Rubel emittiert werden. Steigen die Exporte, befinden sich mehr Rubel im Umlauf, und die Gefahr der Inflation beziehungsweise der Rubelaufwertung wächst.1 Um dieser vorzubeugen, betrieb die RZB in den 2000ern eine Politik der Geldsterilisation, indem sie einen Teil der emittierten Rubel wieder abschöpfte. Dazu diente unter anderem der Stabilisierungsfonds (SF), in dem das Steueraufkommen aus Ölexportzöllen und -gewinnungssteuern akkumuliert wurde. Insgesamt beliefen sich der SF und die Reserven der RZB vor der Wirtschaftskrise 2008 bis 2009 auf fast 500 Milliarden US-Dollar. Die SF-Nachfolgeinstitutionen – der Reservefonds und der Nationale Wohlstandsfonds – wurden neben den sonstigen Währungsreserven der RZB während der Krise dazu genutzt, das russische Finanzsystem zu stützen und die ausfallenden Budgeteinnahmen zu ersetzen. Aufgrund des Ölpreisrückgangs entstand Druck auf den Rubel und er musste abgewertet werden. Gleichzeitig erhöhte die RZB den Leitzins, um die Abwertungserwartungen zu stabilisieren.

Ähnlich agierte die RZB während der politischen Krise 2014 bis 2015, insbesondere während der Rubelabwertung im Dezember 2014, als die Währung gegenüber dem US-Dollar rund die Hälfte an Wert verlor. Da die RZB unter dem Vorsitz der Putin-Vertrauten Elwira Nabiullina 2013 den Rubel weitgehend freisetzte, konnte sie die Abwertungsdynamik nicht wie 2008 bis 2009 kontrollieren. Die RZB erhöhte den Leitzins von 10,5 Prozent auf 17 Prozent in der Hoffnung, Investoren anzuziehen. Allerdings gilt ein hoher Leitzins angesichts der strukturellen Probleme der russischen Wirtschaft als kontraproduktiv, weil er Kredite verteuert. Unerwartet erholte sich aber der Rubel in der ersten Hälfte des Jahres 2015 etwas und der US-Dollar kostete im Mai für eine kurze Zeit wieder weniger als 50 Rubel. Daraufhin wurde der Leitzins wieder allmählich gesenkt und beträgt aktuell (Stand August 2015) 10 Prozent.


1.Je nach dem, ob sich die Zentralbank entscheidet, den Rubelwert zu fixieren oder nicht, kommt es zu  Inflation oder zur Aufwertung der Währung.
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Präsidialadministration

Die Präsidialadministration (PA) ist ein Staatsorgan, das die Tätigkeit des Präsidenten sicherstellt und die Implementierung seiner Anweisungen kontrolliert. Sie ist mit beträchtlichen Ressourcen ausgestattet und macht ihren Steuerungs- und Kontrollanspruch in der politischen Praxis geltend.

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Jegor Gaidar

Jegor Gaidar (1956–2009) war einer der wichtigsten Reformer der 1990er Jahre und gilt als Vater der russischen Marktwirtschaft. In der russischen Gesellschaft ist Gaidar sehr umstritten: Während seine Befürworter ihm zugute halten, dass er die Rahmenbedingungen für das private Unternehmertum in Russland schuf und das Land vor dem totalen wirtschaftlichen Kollaps bewahrte, lastet ihm der Großteil der Bevölkerung die Armut der 1990er Jahre an. Nach Gaidars Tod wurde ihm zu Ehren eine Stiftung gegründet: Diese fördert unter anderem (Wirtschafts)Wissenschaftler und engagiert sich für eine liberale Grundordnung. 

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Premierminister

Der Premierminister oder Ministerpräsident ist nach dem Präsidenten die zweite Amtsperson im russischen Staat. Er ist vor allem für Wirtschafts- und Finanzpolitik verantwortlich.

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Default (1998)

Vor 25 Jahren, am 17. August 1998, erklärte der russische Staat unter der Führung Jelzins seine Zahlungsunfähigkeit nach einer Zeit des wirtschaftspolitischen Chaos. Dieses Ereignis markierte eine Wende in der russischen Finanzpolitik und es trug zur Popularität Putins bei – da er im Gegensatz zu Jelzin den gesellschaftlichen Bedarf an Stabilität und relativem Wohlstand bedienen konnte.

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Sergej Iwanow

Sergej Iwanow ist ein russischer Politiker und zählt zu den engsten Vertrauten Wladimir Putins. Von 2001 bis 2007 war Iwanow Verteidigungsminister und galt vor den Präsidentschaftswahlen 2008 neben Dimitri Medwedew als aussichtsreicher Präsidentschaftskandidat. Zwischen 2011 und 2016 leitete er die mächtige Präsidialadministration und gehörte damit zu den wichtigsten politischen Akteuren in Russland.

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Alexander Bastrykin

Alexander Bastrykin zählt zu den zentralen Figuren in Putins Machtapparat und ist als Leiter des mächtigen Ermittlungskomitees eine der einflussreichsten Personen in Russland.

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Ein kurzer Augenblick von Normalität und kindlicher Leichtigkeit im Alltag eines ukrainischen Soldaten nahe der Front im Gebiet , © Mykhaylo Palinchak (All rights reserved)