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Editorial: Der Urknall des Gnosmos

Quelle dekoder

Der Urknall des Gnosmos,

liebe Leserinnen und Leser, war ein eher geräuschloser. Die Materie, das geballte Russland-Wissen aus den dekoder-Gnosen, existierte ja bereits, sie suchte nur einen neuen Raum. Den gibt es nun hier: gnosmos.dekoder.org.

Im April hatte ich in Hamburg eine Fortbildung zum Thema Datenjournalismus besucht. Die neu erworbenen Fähigkeiten wollten natürlich im Feld erprobt werden. Schnell waren die 270 dekoder-Gnosen mit ihren 1465 Verlinkungen in ein solches Bild verwandelt: 

Ich war elektrisiert. Dieses Spinnennetz, gewoben aus dekoder-Gnosen, erinnerte mich an Ideen, die dekoder-Gründer Martin Krohs immer wieder in unseren Planungskonferenzen auf den Tisch gebracht hatte, die aber, weil scheinbar zu kompliziert, vorerst in der mentalen Schublade „schön, aber aktuell nicht realisierbar“ gelandet waren.

Ich schickte das Bild zu Martin herüber, und ein paar Augenblicke später kam von ihm die Antwort: „Super! Der Gnosmos!“

Es war von Anfang an Teil von Martins dekoder-Vision, dass unsere Plattform nicht nur Hintergrundkompetenzen und aktuelle Artikel liefern sollte, sondern auch die Bezüge zwischen diesen Inhalten zeigen – das, so sein Ansatz, wäre mindestens ebenso wichtig, um Russland zu entschlüsseln. In seiner Idealvorstellung vom Gnosmos, dem „Kosmos der Gnosen“, sollte es eine grafische Darstellung dieser Bezüge geben, die sich automatisch aktualisiert und durch die der User in einer dynamischen Art und Weise hindurchnavigieren kann.

Mit dem obigen Spinnennetz war ich der Sache nun ein entscheidendes Stück näher gekommen. Also beschloss ich, diese Fährte wieder aufzunehmen, was mich – der ich eigentlich gar kein Programmierer bin, sondern studierter Philosoph – vor einige Herausforderungen stellte. Zum Beispiel sollte sich, dachte ich mir, die Größe der Knotenpunkte nach der Anzahl ihrer Verlinkungen richten, man bräuchte farblich unterschiedene Kategorien, eine Suchfunktion, Vorschau-Texte, und natürlich sollte das Ganze am Besten noch in 3D sein.  

Wie ein besessener Maulwurf grub ich mich durch unzählige Tutorials (Gott schütze die Nerds und ihre Foren, in denen sie so großzügig ihr Wissen teilen!), klickte mich durch die kuriosesten Beispiele und experimentierte mit allerlei Code-Fetzen herum.

Zwischenzeitlich drohte das Projekt zu einem riesigen Schwarzen Loch für mich und meine Freizeit zu werden. An anderen Tagen war die größere Gefahr, anstelle einer interaktiven Datenbank einen 90er-Jahre-Space-Shooter zu programmieren:

Nun, mehrere Wochen, einige schlafdeprivierte Nächte, nicht wenige ausgerupfte Haare und gut tausend Zeilen Code später, stelle ich erleichtert fest: Draußen scheint die Sonne, ich bin nicht vollends zum Maulwurf geworden und der Gnosmos nicht zum Ballerspiel. 

Im Russlanddiskurs geht es ja oft um gefühlte Wahrheiten oder Behauptungen, die mit Tatsachen bestenfalls noch ansatzweise zu tun haben. Umso wichtiger sind die Stimmen von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, die sich methodisch und über Jahre hinweg mit ihrer jeweiligen Thematik auseinandergesetzt haben, ihre vielschichtige Literatur aufs Genaueste kennen, eigene Interviews geführt, statistische Daten ausgewertet haben. Auf dekoder finden sie zu einem ständig wachsenden Wissensschatz zusammen, den man gar nicht spektakulär genug präsentieren kann.

Erkenntnisreiche Erkundungsflüge wünscht allen Gnosmonautinnen und Gnosmonauten

euer Daniel
Social-Media-Redakteur und Gnosmos-Architekt

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