Nawalny, MH17, Krim, Syrien …: Ist ein Dialog mit Russland überhaupt noch möglich? Nein, meint Maxim Mironow, denn ein „Hinterhof-Intellektueller“ wird jeden in einen Endlosmonolog hineinziehen, aus dem nur er selbst als Sieger hervorgehen kann.
„Warum schweigt ihr?”, fragt Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch die russische Intelligenzija in einem offenen Brief angesichts der Polizeigewalt in Belarus. Hier die Antwort der russischen Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja.
Der wichtigste Oppositionelle wird vergiftet und es passiert – nichts. Nicht nur Nawalny liegt im Koma, sondern wir alle, sagt der Historiker und Politologe Sergej Medwedew.
Wer ist „der Kreml“? Und warum wurde Nawalny ausgerechnet jetzt vergiftet? Vier Thesen russischer Politologen und Journalisten: Fjodor Krascheninnikow, Ekaterina Schulmann, Andrej Sinizyn und Konstantin Kalatschow.
Advent, Advent auf dekoder: Jeden Adventssonntag zünden wir hier zwar kein Kerzchen an, aber Gnosisten und Klubmitglieder geben ausgesuchte Geschenke-, Lese- oder einfach Kulturtipps. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, … ihr wisst schon!
Wie kann ein Dialog überhaupt aussehen zwischen zwei Parteien, die einander kaum vertrauen? Artyom Shraibman hat ein paar – vielleicht utopische, aber durchaus bedenkenswerte – Vorschläge.
Nawalny wäre nicht der erste russische Oppositionspolitiker, der vergiftet wurde. Projekt listet ähnliche Fälle auf – in denen nie ein Täter identifiziert, Ermittlungen gar nicht erst aufgenommen oder nie abgeschlossen wurden.
Die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) wurde mit der Auflösung der Sowjetunion am 8. Dezember 1991 gegründet und umfasste zunächst alle Nachfolgestaaten der Sowjetunion mit Ausnahme des Baltikums. Die GUS ist ein loser Staatenverbund, der trotz breiter Kooperationsziele kaum wirkliche Integration geschaffen hat. Wichtiger wurden im Laufe der Zeit andere Projekte, wie etwa die Eurasische Wirtschaftsunion.
Wissarion Belinski (1811–1848) war der Erfinder der modernen Literaturkritik in Russland. Er lag im Dauerclinch mit dem zaristischen Regime und war der geistige Vater der Radikalen der 1860er Jahre. Literatur sah er als ein Vehikel politischer Agitation, er kämpfte für soziale Veränderungen und schrieb mit unbändiger Leidenschaft über Literatur. In der Sowjetunion als Vordenker eines utopischen Sozialismus beispiellos glorifiziert, sind noch heute Hunderte von Plätzen und Straßen nach ihm benannt.
Die Eurasische Wirtschaftsunion (EAWU) ist das jüngste und bisher umfassendste Integrationsprojekt zwischen den großen Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Bereits in den 1990er Jahren wurde im Rahmen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) und der Gemeinschaft Integrierter Staaten, später dann als Eurasische Wirtschaftsgemeinschaft (EURASEC) das Ziel einer engeren politischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit verfolgt. Im Vergleich zu diesen Unionsbemühungen ist die EAWU allerdings mit deutlich tiefer greifenden Veränderungen verbunden.
Wer ist Alexander Dugin? Nachdem seine Tochter bei einem Attentat am 20. August ums Leben kam, kursierten schnell Gerüchte, der Anschlag habe dem umstrittenen Intellektuellen selbst gegolten. Ulrich Schmid über den Vordenker eines russisch dominierten Neo-Eurasismus, der Russlands Angriffskrieg in der Ukraine voll unterstützt.
Eine von den meisten Ökonomen längst vergessene Wirtschaftspolitik feiert in Russland ihr spektakuläres Comeback. Seit dem Beginn der Ukraine-Krise hat sich die Importsubstitution zur zentralen wirtschaftspolitischen Zielsetzung entwickelt. Durch ein breit angelegtes Wirtschaftsprogramm sollen die Importsanktionen und der schwache Rubel dazu genutzt werden, die Abhängigkeit von Importgütern deutlich zu verringern.
Rom – Konstantinopel – Moskau: Diese historische Abfolge sah der Mönch Filofej zu Beginn des 16. Jahrhundert als gegeben, nachdem Byzanz von den Osmanen erobert worden war. Die Doktrin beansprucht für Moskau den Status des einzig verbliebenen Zentrums der christlichen Welt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde sie zur politischen Idee eines russischen Sonderweges umgedeutet, die bis heute Bestand hat.
Die Russisch-Orthodoxe Kirche war von der Revolution 1917 bis zur Perestroika in den 1980er Jahren Repressionen ausgesetzt. Ihren Höhepunkt erreichte die Kirchenverfolgung jedoch in den 1920er und 1930er Jahren: Kirchengüter wurden beschlagnahmt, Geistliche wurden verhaftet und zu Tausenden getötet. Erst mit dem Zweiten Weltkrieg änderte sich die sowjetische Kirchenpolitik.
Viele regierungsfinanzierte Jugendorganisationen in Russland verstehen sich als „Bewegung“ und bezeichnen sich als „antifaschistisch“. Beide Begriffe sind gesellschaftlich positiv besetzt. Die Regierung interpretiert sie im Sinne eines russischen (nicht sowjetischen)kulturellen Erbes, und versucht, sie in ihrem Sinne zu monopolisieren. Die Bedeutung dieser Begriffe ist nicht absolut: sie werden in Russland anders gebraucht als in Westeuropa.
Politclown, Nazi, Kriegshetzer – Wladimir Shirinowski hatte viele Facetten. Mit seiner Partei LDPR war er stets ein zuverlässiger Teil des Systems Putin. Und einer seiner Vordenker. Am 6. April ist er in Moskau verstorben.
Befreiung vom Despoten, zarte Protestkultur und Poeten als Volkshelden: Die Zeit des Tauwetters in den Jahren nach Stalins Tod brachte eine Neudefinition des sowjetischen Lebens. Kultur und Politik erfuhren eine euphorische Phase der Liberalisierung. Doch schon mit der Entmachtung Nikita Chruschtschows setzte eine politische Restaurationsphase ein, die bis zur Perestroika andauern sollte. Heutzutage wird das Tauwetter oft nostalgisch verklärt, unter Historikern ist seine Deutung weiterhin umstritten.
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