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Russophonie – Russische Sprache im Plural

Weltweit sprechen etwa 258 Millionen Menschen Russisch als Mutter-, Erst- oder Zweitsprache. Keineswegs alle von ihnen identifizieren sich als Russinnen oder Russen. Alessandro Achilli, Miriam Finkelstein und Nina Frieß über die weltweit verteilten Inseln russophoner Kulturen und die Strategien, den russischen Vertretungsanspruch einzudämmen und zurückzudrängen.

Gnose

Alexej Balabanow

„Sila w prawde“ (dt. Die Macht liegt in der Wahrheit) – der Ausspruch aus dem Kultfilm Brat vom russischen Regisseur Alexej Balabanow ist heute ein Propaganda-Slogan. Wer war Balabanow, dessen Protagonisten und Zitate die russische Gesellschaft in den letzten 20 Jahren so geprägt haben? Slavistin und Filmwissenschaftlerin Eva Binder über den Künstler, der am 18. Mai 2013 im Alter von 54 Jahren gestorben ist. 

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Jewgeni Roisman

Er wird oft als ein „prominenter Kreml-Kritiker“ und „Oppositioneller“ bezeichnet. Allerdings passen diese Kategorien nicht ohne weiteres. Oleksiy Bondarenko und Morvan Lallouet über Jewgeni Roisman – ein Politiker, der seinen Weg von einem militanten Anti-Drogen-Aktivisten zum „Volksbürgermeister“ von Jekaterinburg genommen hat und nun wegen seiner kompromisslosen Haltung zum russischen Krieg fünf Jahre Haft riskiert.

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Der direkte Draht mit Wladimir Putin

In der jährlichen Fernsehsprechstunde des Präsidenten, dem Direkten Draht, beantwortet Wladimir Putin mehrere Stunden lang Fragen, die ihm per Telefon, Internet, SMS oder per Live-Schaltung aus den verschiedenen Regionen Russlands gestellt werden.

Der Direkte Draht mit Wladimir Putin (Prjamaja linija s Wladimirom Putinym) wird seit 2001 im jährlichen Turnus ausgestrahlt, mit Ausnahme der Jahre 2004 (als Putin stattdessen eine Pressekonferenz gab) und 2012. Zwischen 2008 und 2012, als Putin Premierminister war, wurde das Format unter dem Titel Gespräch mit Wladimir Putin. Fortsetzung weitergeführt. Der Direkte Draht wurde von den Journalisten Konstantin Ernst und Oleg Dobrodejew entwickelt. Beide leiten heute staatseigene Fernsehsender.

Die live in mehreren Fernsehsendern, im Radio und im Internet übertragene Sendung dauert meist zwischen vier und fünf Stunden. Laut Website des Ersten Kanal liegt die Zahl der eingesandten Fragen jeweils zwischen zwei und drei Millionen.1 Die meisten Fragen werden zu sozioökonomischen Themen wie dem Wohnungsbau, kommunaler Infrastruktur und sozialen Sicherungssystemen gestellt. Auch beim Direkten Draht am 16. April 2015 standen soziale Probleme im Mittelpunkt, hinzu kamen die Wirtschaftskrise, die Beziehungen zur Ukraine und zum Westen, der Mord an Boris Nemzow sowie der Unterschied zwischen Patriotismus und Fremdenfeindlichkeit. Die medial vielbeachtete Sendung wird auch dazu genutzt, Prognosen zu Putins Politik aufzustellen. So schlossen Beobachter beispielsweise aus Putins sachlichem Tonfall in den Antworten zur Ukraine-Krise, dass sich die Lage möglicherweise entspannen könnte.2

Foto © Kremlin.ru unter CC BY 4.0Bürger bitten in ihren Anfragen den Präsidenten oft darum, konkrete Probleme zu lösen. Laut dem Politikberater Jewgeni Mintschenko erklärt diese „[...] Möglichkeit, sich persönlich beim Zaren zu beschweren“3 die Popularität des Formats.4 Nikolaj Slobin, ein ehemaliger Berater von Michail Gorbatschow und Boris Jelzin, sieht die Beliebtheit dieses direkten Kontakts mit dem Staatsoberhaupt mit Sorge: Drei Millionen eingesandte Fragen bedeuteten, „dass außer [Putin] niemand im Land irgendetwas entscheiden kann, dass das System weder auf der lokalen noch auf der gesetzgebenden Ebene funktioniert.“5

Ähnlich formuliert es die Kulturwissenschaftlerin Helena Goscilo: Das Format setzt die Person Putin und Moskau als politische Schaltzentrale in den Fokus der Aufmerksamkeit. So unterstreiche es sowohl die administrative Zentralisierung der Putin-Jahre als auch die „Machtvertikale“, die Putin seit seinem Amtsantritt errichtet hat.6


1.Die Kulturwissenschaftlerin Helena Goscilo trägt in ihrem Buch Zweifel an der Authentizität der Beiträge zusammen. Beispielsweise müssten Live-Fragesteller aus der Provinz einen Auswahlprozess durchlaufen, siehe dazu Goscilo, Helena (2013): Putin as Celebrity and Cultural Icon, London, S. 107f.
2.Korrespondent.net: Pressa Rossii: Putin kak Psichoterapevt
3.Vedomosti: Prjama linija Prezidenta vyzbala ogromnyj interes u naselenija, no razočarovala politikov
4.Lewada-Zentrum: «Prjamaja linija» Prezidenta
5.Vedomosti: Prjamaja linija Prezidenta vyzvala ogromnyj interes u naselenija, no razočarovala politikov
6.Goscilo, Helena (2013): Putin as Celebrity and Cultural Icon, London, S. 111
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Allrussische Staatliche Fernseh- und Radiogesellschaft / WGTRK

Die Allrussische Staatliche Fernseh- und Radiogesellschaft WGTRK ist eine staatlich kontrollierte Medienholding. Sie besitzt mehrere landesweit empfangbare Fernseh- und Radiosender sowie Internetmedien, außerdem knapp 100 regionale Medienanstalten in den Föderationssubjekten der Russischen Föderation.

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Präsidialadministration

Die Präsidialadministration (PA) ist ein Staatsorgan, das die Tätigkeit des Präsidenten sicherstellt und die Implementierung seiner Anweisungen kontrolliert. Sie ist mit beträchtlichen Ressourcen ausgestattet und macht ihren Steuerungs- und Kontrollanspruch in der politischen Praxis geltend.

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Rokirowka

Rokirowka - zu Deutsch Rochade - ist ein aus dem Schach entlehnter Begriff, der im russischen politischen Diskurs einen Ämtertausch meint, genauer die Rückkehr Wladimir Putins in das Präsidentenamt 2012 nach der Interimspräsidentschaft von Dimitri Medwedew (2008-2012).

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Dimitri Peskow

Dimitri Peskow ist seit dem Machtantritt Putins für dessen Pressearbeit zuständig und gilt als offizielles Sprachrohr des Kreml. Üblicherweise für die Krisen-PR verantwortlich, sorgte er mehrfach selbst für negative Schlagzeigen, unter anderem im Rahmen der Panama Papers.

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Boris Nemzow

Er war einer der bekanntesten Politiker Russlands und galt als scharfer Kritiker Wladimir Putins. In zahlreichen Publikationen machte er auf Misswirtschaft und Korruption in Russland aufmerksam, was ihm viele einflussreiche Gegner einbrachte. Eduard Klein über den Oppositionspolitiker, der am 27. Februar vor acht Jahren ermordet wurde.

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Krieg im Osten der Ukraine

Zum ersten Mal treffen sich Wladimir Putin und sein ukrainischer Amtskollege Wolodymyr Selensky heute persönlich in Paris. Thema ist der Krieg im Osten der Ukraine, der trotz internationaler Friedensbemühungen seit April 2014 anhält. Er kostete bereits rund 13.000 Menschen das Leben. Steffen Halling zeichnet die Ereignisse nach.

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Premierminister

Der Premierminister oder Ministerpräsident ist nach dem Präsidenten die zweite Amtsperson im russischen Staat. Er ist vor allem für Wirtschafts- und Finanzpolitik verantwortlich.

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In einem Land zwischen Wald und Fluss, © Svetlana Yerkovich (All rights reserved)