Quelle

The New Times

The New Times

Die Geschichte von The New Times/Nowoje Wremja geht bis in die Sowjetzeit zurück. Sie wurde 1943 als Zeitung unter dem Titel Woina i rabotschi Klass (dt. „Krieg und Arbeiterklasse“) gegründet und zunächst 1947 in Nowoje Wremja (dt. „Moderne Zeit“), später dann 1998 in The New Times umbenannt.

Heute ist The New Times ein Wochenmagazin mit einer Auflage von rund 50.000 Exemplaren. Da die Druckkosten zu hoch waren, erscheint es seit Mitte 2017 nur noch im pdf-Format. Auf dem zugehören Portal newtimes.ru werden zudem laufend aktuelle Interviews, Nachrichten, Videos etc. veröffentlicht.

Chefredakteurin (seit 2009) und Herausgeberin (seit 2013) der Zeitschrift ist Yevgenia Albats, eine einflussreiche und prominente Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Sie spielt auch durch ihr wöchentliches politisches Radiofeature Polny Albats (dt. etwa „Die ganze Arbats“) auf Radio Echo Moskwy, wo sie außerdem auch als Expertin in der Sendung Ossoboje Mnenije (dt. „Besondere Meinung“) auftritt, eine wichtige Rolle im politischen Diskurs. The New Times trägt in vielem ihre Handschrift, gerade in programmatischer Hinsicht.

The New Times ist eines der führenden oppositionellen Medien in Russland. Das Magazin ist für seine eindeutig regierungskritische Einstellung bekannt und positioniert sich als „Zeitschrift von freien Journalisten für freie Menschen“. Für The New Times schreiben anerkannte oppositionelle Journalisten, Wissenschaftler und Schriftsteller. In manchen Fällen hatten Journalisten aufgrund von Veröffentlichungen in The New Times mit politisch motivierten Schwierigkeiten zu kämpfen, so wurde Natalja Morar, die moldauische Staatsbürgerin ist, 2007 nach einem Artikel über die „schwarze Kasse des Kreml“ die Wiedereinreise nach Russland verweigert.

Im Oktober 2018 wurde Albats und The New Times zu einer Geldstrafe in Höhe von über 22 Millionen Rubel (rund 300.000 Euro) verurteilt. Es war die höchste Strafe, die je gegen ein russisches Medium verhängt wurde. Hintergrund war eine im November 2017 beschlossene Änderung im Mediengesetz, womit Medien alle Zuwendungen von ausländischen Geldgebern deklarieren müssen. Diese Deklaration habe The New Times nicht vorschriftsmäßig durchgeführt, so die Begründung des Gerichts. The New Times startete eine Crowdfunding-Kampagne und sammelte innerhalb von nur vier Tagen knapp 27 Millionen Rubel ein – deutlich mehr als die  erforderliche Summe.

Am 28. Februar 2022 gab The New Times bekannt, dass ihre Website in Russland gesperrt wurde. Als Grund wurde eine Veröffentlichung genannt, die über mögliche Verluste in der russischen Armee im Krieg gegen die Ukraine informierte. Zu dem Zeitpunkt hatte das russische Verteidigungsministerium noch keine Toten in den eigenen Reihen eingeräumt.

Eckdaten:

Gegründet: 1998 (Vorgänger Nowoje Wremja: 1943)
Chefredakteur: Yevgenia Albats
Herausgeberin: Yevgenia Albats
URL: www.newtimes.ru

Gnosen

im Gnosmos

als Text

im Gnosmos

als Text

Neueste Gnosen
Gnose Belarus

Die Griechisch-Katholische Kirche in Belarus

Über Jahrhunderte war Religionszugehörigkeit auch eine Frage politischer Loyalität. So ist auch die griechisch-katholische Kirche in Belarus entstanden. Sie war im 16. Jahrhundert gegründet worden, als der belarussische Kulturraum zum katholisch geprägten Polen-Litauen gehörte. Von der orthodoxen Kirche wird sie bis heute als innerer Feind diffamiert. 

Gnose

Sergej Kirijenko

Die aggressive Kriegspropaganda der russischen Staatsmedien kommt bei der Jugend nicht an, Abhilfe schafft Sergej Kirijenko. Als „effektiver Manager“ leitet er zudem die Zivilverwaltung der annektierten ukrainischen Gebiete.

Gnose

Wladimir Potanin

Wladimir Potanin ist der zweitreichste Mann Russlands. Den Grundstein für sein Wirtschaftsimperium legte er in den 1990er Jahren, als er selbst die Regeln für die Privatisierung großer Staatsbetriebe mitgestaltete, dank derer er in den Besitz des Buntmetall-Riesen Norilsk Nickel kam. Seit Beginn des vollumfänglichen Krieges gegen die Ukraine konnte er sein Wirtschaftsimperium sogar ausbauen. Er steht auf den Sanktionslisten der USA und Großbritanniens – Deutschland hingegen treibt weiter Handel mit dem „Nickel-König“.

Gnose

Konstantin Ernst

Konstantin Ernst ist der „Kreativdirektor“ des Kreml. Der Chef des Staatssenders Erster Kanal gestaltet den visuell-medialen Stil von Putins Russland. Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Sotschi trug ebenso seine Handschrift wie die jährliche Call-in-Sendung Der direkte Draht mit Wladimir Putin. Vom Hollywood-Kino lernte Ernst, wie man über Emotionen Massen erreicht – und stellte dieses Talent in den Dienst des Regimes.

Gnose Belarus

Nikolaj Statkewitsch

Mikola Statkewitsch ist in Belarus einer der bekanntesten Oppositionsführer der älteren Generation. Er wurde zu zahlreichen Haftstrafen verurteilt, auch aktuell ist er in Haft. Waleri Karbalewitsch über einen nationalbewussten Sozialdemokraten, der sich dem Kampf gegen die Diktatur verschrieben hat.

Gnose

Z-Pop

Ist das noch Kunst – oder nur noch Propaganda? Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine verbreitet sich in Russland eine neue Form der Massenkultur, die alles daran setzt, die sogenannte militärische Spezialoperation ins richtige Licht zu rücken.

Gnose

Alexej Gromow

Spin-Doktor, Medienmogul, Kommunikationsstratege: Der stellvertretende Leiter der Präsidialadministration gilt vielen als Putins Propagandaminister. 

Die ostslawischen Sprachen

Die ostslawischen Sprachen Russisch, Belarussisch und Ukrainisch stehen in einem engen Verhältnis zueinander — und haben doch jeweils eigene Wurzeln. Der Sprachwissenschaftler Jan Patrick Zeller beleuchtet die Geschichte dieser Sprachen, die vom Kreml im Krieg gegen die Ukraine immer wieder propagandistisch umgedeutet wird. 

Motherland, © Tatsiana Tkachova (All rights reserved)