„Russland war Vorreiter dessen, was heute in der Welt passiert“
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Die Beziehungen zwischen Russland und den USA haben eine zentrale Bedeutung für die Weltordnung. Für Moskau ist Washington schon zu Zeiten der Sowjetunion Referenzpunkt, so etwas wie das Maß aller Dinge. Das galt zunächst in negativer, später auch in positiver Hinsicht: Nach der jahrzehntelangen Feindschaft im Kalten Krieg standen die Zeichen im Russland der frühen 1990er Jahre ganz auf Freundschaft. Seit der NATO-Osterweiterung und der -Intervention im Kosovokrieg stellen die russischen Staatsmedien die USA zunehmend als Feind dar. Heute gilt das Feindbild USA für viele Beobachter als die wichtigste Legitimationsgrundlage für das System Putin.
Die Entwicklung dieser „Erzfreundschaft“ hängt allerdings nicht allein von Kreml-Propaganda ab, sondern ist auch Ergebnis einer Interaktion. Nicht nur Russland, auch die USA haben gewiss Öl ins Feuer gegossen: Der gesamte Westen habe Fehler gemacht, sagt etwa Historiker Ivan Kurilla, nicht nur in der Zeit der Annäherung in den 1990er Jahren.
Was genau für Fehler waren das? Kann man sie heute noch korrigieren? Wozu dienen die Feindbilder, und wie ist ihnen beizukommen? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich dieses dekoder-Dossier.