Das Auto viel zu schnell auf einer Landstraße, der Junge zur falschen Zeit am falschen Ort, ein schreckliches Unglück. Es mündet in einen dramatischen Thriller rund um einen aufstrebenden Polizeibeamten und eine Mutter, die um ihr Recht kämpft. Regisseur Juri Bykow steht für ein russisches Gegenwartskino, das Gesellschaftskritik sehr geschickt im Genrekino verpackt. Eva Binder über seinen Film Major.
Regisseur Kirill Serebrennikow steht unter Hausarrest. Ihm wird Betrug in Millionenhöhe vorgeworfen. Viele zweifeln an den Vorwürfen, es tobt eine Debatte, an der sich auch zahlreiche Prominente wie der Geiger Gidon Kremer, Autor Boris Akunin oder Regisseur Andrej Kontschalowski beteiligen: Warum ausgerechnet Serebrennikow? Soll hier ein Exempel statuiert werden? Und wer steckt dahinter?
Der Film Matilda ist noch gar nicht in den Kinos. Weil Kritiker Sturm dagegen laufen, ist die für Oktober anstehende Premiere schon jetzt in Russland zum wahrscheinlich größten Kulturereignis des Jahres avanciert. Nun gab das Kulturministerium die Freigabe – das ließ den Streit um das Historiendrama um Zar Nikolaus II. hochkochen.
Seit Anfang Juli läuft die Kultkomödie in restaurierter Fassung in russischen Kinos. Matthias Schwartz über den wohl merkwürdigsten Wurf in der sowjetischen Filmgeschichte: Punk trifft Wüste, dazu ein Schuss Satire in Kombination mit Science-Fiction – der Film Kin-dsa-dsa! lässt die Helden in die Welt eines fremden Planeten eintauchen, der den sowjetischen Alltag in einer grotesken Szenerie verwurstet, an ökologischen wie kulturkritischen Topoi gleichermaßen kratzt und sich um all das zugleich kein bisschen schert.
Diese Woche startet Paradies in den deutschen Kinos: Mit dem Regisseur Andrej Kontschalowski wollte Katerina Gordejewa eigentlich über den Film sprechen. Es ging dann aber vor allem über den besonderen Weg Russlands, die Beziehung zum Westen, bäuerliches Bewusstsein und die Notwendigkeit von Zensur.
Kurz vor der Premiere wird das Ballett Nurejew von Kirill Serebrennikow am Bolschoi Theater plötzlich verschoben: auf Mai 2018. Gab es Druck vom Ministerium? Ging es darum „Homo-Propaganda“ zu vermeiden? Ausschnitte aus der Medien-Debatte.
Wie das Leben leben? Das ist die Schlüsselfrage jener Generation, die in den 1960er Jahren in der Sowjetunion ihr Erwachsenenleben beginnt. Vom Krieg verschont und doch versehrt, suchen diese jungen Menschen in den Straßen eines verheißungsvollen Moskaus nach Halt und Antwort auf ihre dringendsten Fragen. Gaby Babić und Gary Vanisian über Mne dwadzat Let (dt. Ich bin 20 Jahre alt).
Der Kriegsfilm Letjat Shurawli (dt. Die Kraniche ziehen) wurde über Nacht zu einem Ereignis. Im Zuge der Entstalinisierung der 1950er Jahre bekamen die Helden auf der Leinwand das Recht auf eigene Erfahrungen, die sich mit der kollektiven nicht zwingend deckten. Oksana Bulgakowa über die Entdeckung der subjektiven Perspektive und die Dramaturgie des metaphysischen Zufalls.
Eine Trauerromanze, eine entstellte Marseillaise, eine Zionistenhymne sowie weitere Melodien und Rhythmen des Jahres 1917 – zusammengestellt von Alexej Petuchow.
In einer Freiluftdisko am Strand tobt sich die 17-jährige Vera mit ihren Freunden aus. Malenkaja Vera ist ein Film über jugendliche Rebellion während der Perestroika in der sowjetischen Provinz. Eva Binder über das Aufbegehren in Netzstrümpfen.