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Die Griechisch-Katholische Kirche in Belarus

Über Jahrhunderte war Religionszugehörigkeit auch eine Frage politischer Loyalität. So ist auch die griechisch-katholische Kirche in Belarus entstanden. Sie war im 16. Jahrhundert gegründet worden, als der belarussische Kulturraum zum katholisch geprägten Polen-Litauen gehörte. Von der orthodoxen Kirche wird sie bis heute als innerer Feind diffamiert. 

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Sergej Kirijenko

Die aggressive Kriegspropaganda der russischen Staatsmedien kommt bei der Jugend nicht an, Abhilfe schafft Sergej Kirijenko. Als „effektiver Manager“ leitet er zudem die Zivilverwaltung der annektierten ukrainischen Gebiete.

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Wladimir Potanin

Wladimir Potanin ist der zweitreichste Mann Russlands. Den Grundstein für sein Wirtschaftsimperium legte er in den 1990er Jahren, als er selbst die Regeln für die Privatisierung großer Staatsbetriebe mitgestaltete, dank derer er in den Besitz des Buntmetall-Riesen Norilsk Nickel kam. Seit Beginn des vollumfänglichen Krieges gegen die Ukraine konnte er sein Wirtschaftsimperium sogar ausbauen. Er steht auf den Sanktionslisten der USA und Großbritanniens – Deutschland hingegen treibt weiter Handel mit dem „Nickel-König“.

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Konstantin Ernst

Konstantin Ernst ist der „Kreativdirektor“ des Kreml. Der Chef des Staatssenders Erster Kanal gestaltet den visuell-medialen Stil von Putins Russland. Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Sotschi trug ebenso seine Handschrift wie die jährliche Call-in-Sendung Der direkte Draht mit Wladimir Putin. Vom Hollywood-Kino lernte Ernst, wie man über Emotionen Massen erreicht – und stellte dieses Talent in den Dienst des Regimes.

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Neostalinismus

Der Terminus Neostalinismus wurde bereits Ende der 1940er Jahre geprägt und in den 1950er und 1960er Jahren dazu verwendet, die Politik sowjetischer, chinesischer und osteuropäischer Parteidiktaturen zu beschreiben.

Im allgemeinen Sprachgebrauch umschreibt der Begriff Neostalinismus die Rehabilitierung Stalins in der Erinnerungskultur des heutigen Russland. Stalin wird dabei nicht als gewalttätiger Diktator eines autoritären Regimes gesehen, sondern vielmehr als effektiver Verwalter, fürsorglicher Vater und insbesondere Sieger über den Hitler-Faschismus. Eine besonders prägnante Definition des Neostalinismus lieferte in einer am 20.12.2009 ausgestrahlten Fernsehsendung Wladimir Kwatschkow1, Oberst a. D. des militärischen Nachrichtendienstes (GRU – Glawnoe Raswediwatelnoe Uprawlenie): „Stalinismus heute – das ist russisch-orthodoxer Sozialismus!“2

Im weitesten Sinne handelt es sich beim Neostalinismus um eine hybride Ideologie, die rationale und irrationale Komponenten der Stalin-Verehrung umfasst und sowohl von Regierungskritikern (roter und brauner Couleur) als auch von den Kultur- und Medieneliten, die dem Kreml nahe stehen, instrumentalisiert wird.

Nach 1990 wurden neostalinistische Standpunkte vor allem von rechts- und linksradikalen politischen Splittergruppen artikuliert und damit ein ideologisches Gegenkonzept zur (aus ihrer Sicht) gescheiterten liberal-demokratischen Entwicklung Russlands entworfen. Bemerkenswerterweise sind vergleichbare neostalinistische Geschichts- und Kulturmodelle erst während der Präsidentschaft Dimitri Medwedews (2008 – 2012) in der breiten Öffentlichkeit und in staatseigenen Medien salonfähig geworden. Dieser Rückgriff auf die totalitaristische Vergangenheit  erfüllte in gesellschaftlicher Hinsicht gleich mehrere wichtige Funktionen. Zum einen erhielt der Personen- bzw. Führerkult als Idee „charismatischer Herrschaft“ im öffentlichen Diskurs wieder einen wichtigen Stellenwert, wobei er sich stets auf den Ministerpräsidenten Wladimir Putin als das eigentliche Staatsoberhaupt im Tandem bezog. Revisionistische Geschichtsentwürfe und populistische Rhetorik hielten mehr und mehr Einzug ins öffentliche Bewusstsein, vor allem im Hinblick auf den Zweiten Weltkrieg (Großer Vaterländischer Krieg) und Russlands Status als Siegermacht.

Ferner zielt der Neostalinismus auf die (Re-)Sakralisierung der sowjetischen Erfahrung.3 Seit etwa 2008 tauchen immer mehr Stalin-Ikonen in der russischen Informations- und Kultursphäre auf, die, obwohl von der Russisch-Orthodoxen Kirche nicht anerkannt, auf eine Verstetigung des Stalin-Kults in der Volksfrömmigkeit, der Popkultur und mitunter in esoterischen Kreisen verweisen.

mehr Bilder – Livejournal – Socializator

Neostalinismus erweist sich somit als ein erstaunlich funktionelles geschichtskulturelles Konstrukt der Herrschaftslegitimation, das Putins autoritären Machtanspruch festigt, antiliberale und sowjetnostalgische Ressentiments in staatstragender Weise kanalisiert und darüber hinaus oft eine geradezu heilsgeschichtliche Geltung beansprucht.


1.Wladimir Kwatschkow gilt als einer der zentralen Akteure der russischen rechtsradikalen Szene. 2013 wurde er wegen Terrorismus und geplantem Staatsstreich zu 13 Jahren Haft verurteilt.
2.Kaminskij, Konstantin (2012): Stalin 2.0. Stalin-Kult in russischen Medien des 21. Jahrhunderts, S. 183, in: Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte 16 (1), Eichstätt, S. 165-187
3.Die Welt: Der heilige Josef Wissarionowitsch

 

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Genrich Jagoda

Der Name Genrich Jagoda ist untrennbar mit den stalinistischen Repressionen, dem Aufbau des Straflagersystems Gulag, der Organisation der ersten sowjetischen Schauprozesse und dem sowjetischen Innenministerium NKWD verbunden, das er von 1934 bis 1936 leitete.

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Leonid Breshnew

Am 19. Dezember vor 115 Jahren ist Leonid Breshnew (1906-1982) als Sohn eines Metallarbeiters geboren.  Von 1964 bis 1982 prägte er als erster Mann im Staat fast zwei Jahrzehnte lang das Geschehen der Sowjetunion. Seine Herrschaft wird einerseits mit einem bescheidenen gesellschaftlichen Wohlstand assoziiert, gleichzeitig jedoch auch als Ära der Stagnation bezeichnet.

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Ära der Stagnation

Der Begriff sastoi, zu Deutsch Stagnation, meint die Periode zwischen der Absetzung des Parteichefs Nikita Chruschtschow im Jahre 1964 bis zum Beginn der Reformpolitik unter Gorbatschow im Jahre 1985. Diese Phase zeichnete sich durch fehlende politische und wirtschaftliche Dynamik aus. In der engeren Deutung wird die Bezeichnung sastoi auf die Amtszeit von Leonid Breshnew (1964–1982) angewandt.

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Großer Vaterländischer Krieg

Als Großen Vaterländischen Krieg bezeichnet man in Russland den Kampf der Sowjetunion gegen Hitlerdeutschland 1941–1945. Der Begriff ist an den Vaterländischen Krieg gegen Napoleon im Jahr 1812 angelehnt. Galt der Sieg über den Faschismus offiziell zunächst als ein sozialistischer Triumph unter vielen, wurde er seit Mitte der 1960er Jahre zu einem zentralen Bezugspunkt der russischen Geschichte.

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Lubok

Als Lubok werden einfache, meist farbige russische Druckgrafiken bezeichnet, die vor allem im 17. – 19. Jahrhundert verbreitet waren und auch als Volksbilderbögen bekannt sind. Im übertragenen Sinne kann der Begriff „Lubok“ auch für Dinge benutzt werden, die als plump, vulgär oder unbeholfen gelten.

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Farbrevolutionen

Als Farbrevolutionen bezeichnet man eine Reihe friedlicher Regimewechsel in post-sozialistischen Ländern. Diese wurden unter anderem durch gesellschaftliche Großdemonstrationen gegen Wahlfälschungen ausgelöst. Aufgrund der Farben beziehungsweise Blumen, mit denen die Bewegungen assoziiert werden, ist der Sammelbegriff Farbrevolutionen entstanden. Stellt der Begriff für die politische Elite in Russland eine Bedrohung ihrer Macht dar, verbinden oppositionelle Kräfte damit die Chance auf einen Regierungswechsel.

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