Die friedliche Revolution in Armenien ist ein äußerst wichtiges Signal für das Näherrücken unabwendbarer Veränderungen, meint Konstantin Eggert. Moskau habe allerdings noch nicht verstanden, dass die Menschen im postsowjetischen Raum die Nase voll haben von Korruption und Willkür.
„Flächenbombardierung“ im Runet: Um an den Messengerdienst Telegram heranzukommen, musste die Zensurbehörde Roskomnadsor zum größten Angriff auf die Infrastruktur des Internets in Russland ausholen, schreibt Kirill Martynow. Wer ist David, wer ist Goliath?
Haben Russland und Westeuropa wirklich unterschiedliche Werte? Gibt es „spezifisch russische Werte“? Und lohnt es sich überhaupt, über Werte zu streiten?
dekoder hat drei Experten dazu befragt – acht Fragen und je drei unterschiedliche Meinungen:
Welche Folgen hat der Angriff für die internationale Diplomatie? Und wie geht es nun weiter mit Russland und dem Westen? dekoder bringt Ausschnitte aus der Debatte in russischen Medien.
Eiskalter Krieg?! Die Sanktionspolitik nimmt wahrscheinlich nie ein Ende, meint Wirtschaftswissenschaftler Wladislaw Inosemzew. Doch es sei die russische Außenpolitik, der es derzeit an Rationalität fehle.
Wenn aus und über Russland berichtet wird, so geht es meist um Moskau oder St. Petersburg – doch Russland ist natürlich sehr viel mehr: Hier gibts die großen und kleinen Geschichten aus den Regionen.
Seit sich Rockstar Andrej Makarewitsch 2014 solidarisch mit der Ukraine gezeigt hat, haben sich russische Staatsmedien und Online-Kommentatoren auf ihn eingeschossen. Nach dem jüngsten Shitstorm fordert Oleg Kaschin: Lasst den Klassiker in Ruhe!
Nach dem Giftanschlag auf den Ex-Doppelagenten Skripal haben die USA, Kanada und Europa fast 150 russische Diplomaten ausgewiesen. Wichtiger symbolischer Schritt? Oder sinnlose Eskalation? dekoder bringt Ausschnitte aus der Debatte in russischen Medien.
„Wir wollen Fragen stellen!”, rufen Demonstranten nach dem Großbrand in Kemerowo. In die Trauer über mehr als 60 Tote mischt sich viel Wut. dekoder bringt eine Reportage aus der Stadt sowie Ausschnitte aus der Medien-Debatte.
Als passionierte Fahrerin kutschiert die fünffache Mutter Pelageja durch die Höhen und Tiefen des Lebens. Eine Reportage von Jewgenia Wolunkowa auf Takie Dela.
Was ist dran an den „besonderen russischen Werten“? Der Moskauer Soziologe Grigori Judin meint: Es gibt sie gar nicht. Der Mythos darüber solle aber einen bestimmten Zweck erfüllen.
Russische Medien versus Staatsduma: Einem Abgeordneten wird sexuelle Belästigung in mehreren Fällen vorgeworfen, der Ethikrat der Duma konnte keine „Verletzung von Verhaltensnormen“ feststellen. Olga Beschlej über eine Solidaritätsaktion russischer Medien.
Russland hat gewählt, der neue Präsident ist, wie erwartet, der alte: Wladimir Putin. Was sagen die hohen Prozentwerte aus – gerade auf der Krim? Zeigt die Wahl eine große Beliebtheit Putins – oder vor allem die immer autokratischeren Züge des Systems? dekoder bringt Ausschnitte aus russischen Medien-Debatten nach der Wahl.
Steckt der Kreml hinter dem Anschlag auf den Ex-Doppelagenten Skripal? Oder sind die Vorwürfe haltlos, will man Putin kurz vor der Wahl schaden? Diese Fragen werden auch in russischen Medien kontrovers diskutiert. dekoder bringt Ausschnitte aus der Debatte.
Um das Vertrauen beziehungsweise das Misstrauen in die Demokratie geht es kurz vor der Präsidentschaftswahl im Podcast #3. Katrin Rönicke im Gespräch mit zwei dekoder-Gnosenautoren: der Historikerin Corinna Kuhr-Korolev und dem Philologen Gasan Gusejnov.
Der Duma-Abgeordnete Leonid Sluzki steht in der Kritik, Journalistinnen über mehrere Jahre sexuell belästigt zu haben. Es entzündet sich eine Sexismus-Debatte, wie es sie selten zuvor in Russland gegeben hat.
Aljona Kamyschewskaja. Moi Sex ist eine Sex-Autobiografie, in der nicht eine explizite Sexszene vorkommt, vor allem ist es eine Suche nach dem Frausein. Ja, alles geht vorüber – Liebe und keine Liebe, die Jugend, ein Kuss.
Der Begriff Sastoi, zu Deutsch Stagnation, meint die Periode zwischen der Absetzung des Parteichefs Nikita ChruschtschowNikita Chruschtschow (1894–1971) war zwischen 1953 und 1964 Parteivorsitzender der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). Er übernahm das Amt nach Stalins Tod, 1956 initiierte er mit seiner Geheimrede auf dem XX. Parteitag der KPdSU die Entstalinisierung des Landes. Chruschtschow betrieb ein massives Programm der Aufrüstung, dessen Auswirkungen als eine der Ursachen für die Kuba-Krise 1962 gelten. Seine Annäherung an die BRD sowie seine tiefgreifende Parteireform kosteten ihn viele Unterstützer in der KPdSU-Führung: 1964 wurde Chruschtschow gestürzt, sein Amt übernahm Leonid Breshnew. im Jahre 1964 bis zum Beginn der Reformpolitik unter GorbatschowGeboren 1936 beerbte Gorbatschow 1985 Konstantin Tschernenko als Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU. Seine Reformprogramme Glasnost und Perestroika öffneten die UdSSR für politische und wirtschaftliche Veränderungen, die im – von ihm nicht angestrebten – Zerfall der UdSSR mündeten. Er leitete das Ende des Kalten Krieges ein, ermöglichte die deutsche Wiedervereinigung und erhielt für seine Verdienste 1990 den Friedensnobelpreis. Im heutigen Russland werfen ihm viele vor, für den Zusammenbruch der Sowjetunion und die wirtschaftlichen Probleme der 1990er Jahre verantwortlich zu sein. im Jahre 1985. Diese Phase zeichnete sich durch fehlende politische und wirtschaftliche Dynamik aus. In der engeren Deutung wird die Bezeichnung Sastoi auf die Amtszeit von Leonid BreshnewLeonid Breshnew war von 1964 bis 1982 Vorsitzender der KPdSU und prägte als erster Mann im Staat fast zwei Jahrzehnte lang das Geschehen der Sowjetunion. Seine Herrschaft wird einerseits mit einem bescheidenen gesellschaftlichen Wohlstand assoziiert, gleichzeitig jedoch auch als Ära der Stagnation bezeichnet. (1964–1982) angewandt.
Die Ära der Stagnation war eine Zeit des ökonomischen, politischen und sozialen Stillstands, in dem sich die wirtschaftlichen Probleme der Sowjetunion immer mehr verstärkten, dies sich aber vor dem Kontext bescheidenen Wohlstands und Stabilität für breite Bevölkerungsschichten abspielte. Der ungarische Historiker und Schriftsteller György Dalos beschrieb diese Ära folgendermaßen: Es war „[...] die ruhigste, besser gesagt die einzig relativ ruhige Zeitspanne in der Geschichte der Sowjetunion. Die Menschen erhielten mehr Freiräume und Konsummöglichkeiten als früher, während die ideologische Mobilisierung immer lascher wurde. Gleichzeitig kostete es das System enorme Summen und Anstrengungen, diese heute nostalgisch betrachtete Stabilität aufrechtzuerhalten.“1
In der Forschung bezeichnet man mit dem Begriff Stagnation allgemein eine Konjunkturphase mit stillstehenden oder rückläufigen wirtschaftlichen Wachstumsraten. Als Schlagwort für die Beschreibung der Breschnew-Ära hat GorbatschowGeboren 1936 beerbte Gorbatschow 1985 Konstantin Tschernenko als Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU. Seine Reformprogramme Glasnost und Perestroika öffneten die UdSSR für politische und wirtschaftliche Veränderungen, die im – von ihm nicht angestrebten – Zerfall der UdSSR mündeten. Er leitete das Ende des Kalten Krieges ein, ermöglichte die deutsche Wiedervereinigung und erhielt für seine Verdienste 1990 den Friedensnobelpreis. Im heutigen Russland werfen ihm viele vor, für den Zusammenbruch der Sowjetunion und die wirtschaftlichen Probleme der 1990er Jahre verantwortlich zu sein. diesen Ausdruck in seiner berühmten Rede im Februar 1986 eingeführt. Um seinem neuen Reformprogramm – derPerestroikaIm engeren Sinne bezeichnet Perestroika die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Umgestaltung, die auf Initiative von Michail Gorbatschow ab 1987 in der Sowjetunion durchgeführt wurde. Politische Öffnung und größere Medienfreiheit führten bald dazu, dass sich die Forderungen nach Veränderung verselbständigten – obwohl die Reformen neben viel Hoffnung auch viel Enttäuschung brachten. Die Perestroika läutete einen unaufhaltsamen Prozess des Wandels ein und mündete im Ende der Sowjetunion.– schärfere Konturen zu verleihen, hob GorbatschowGeboren 1936 beerbte Gorbatschow 1985 Konstantin Tschernenko als Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU. Seine Reformprogramme Glasnost und Perestroika öffneten die UdSSR für politische und wirtschaftliche Veränderungen, die im – von ihm nicht angestrebten – Zerfall der UdSSR mündeten. Er leitete das Ende des Kalten Krieges ein, ermöglichte die deutsche Wiedervereinigung und erhielt für seine Verdienste 1990 den Friedensnobelpreis. Im heutigen Russland werfen ihm viele vor, für den Zusammenbruch der Sowjetunion und die wirtschaftlichen Probleme der 1990er Jahre verantwortlich zu sein. besonders die negativen Entwicklungen hervor, die in der sowjetischen Gesellschaft durch die „stagnativen Erscheinungen“ zu Tage traten.
Durch die Chiffre Stagnation gerät die BreshnewLeonid Breshnew war von 1964 bis 1982 Vorsitzender der KPdSU und prägte als erster Mann im Staat fast zwei Jahrzehnte lang das Geschehen der Sowjetunion. Seine Herrschaft wird einerseits mit einem bescheidenen gesellschaftlichen Wohlstand assoziiert, gleichzeitig jedoch auch als Ära der Stagnation bezeichnet.-Zeit geschichtlich in den Schatten zweier dynamischerer Perioden – des Stalinismus und des Untergangs der Sowjetunion. Bezeichnend ist allerdings, dass ein Großteil dessen, wofür die Sowjetunion als eine Fürsorgediktatur in der kollektiven Erinnerung heute steht, ein Produkt dieser Periode gewesen ist. Auch die Frage, wie aus einer Gewaltdiktatur ein Regime werden konnte, das seine Legitimität aus der Versorgung der Bevölkerung bezogen hat und sich so vorgeblich hin zu einem „sozialistischen Wohlfahrtsstaat“ entwickeln konnte, wird durch das Schlagwort Stagnation eher verschleiert, denn erklärt.
In der Forschung, die für diese Ära noch am Anfang steht, wird betont, dass diese Zeit keineswegs homogen stagnierend gewesen sei.2 Es vollzog sich ein fundamentaler Wandel in der Beziehung zwischen den Herrschern und der Bevölkerung. Unter Stalin waren Angst und Schrecken, welche durch den unablässigen Terror erzeugt wurden, die Grundlage der Herrschaft. Aber, so der Historiker Stefan Plaggenborg „kein Staat, auch kein diktatorischer, kann auf Dauer ohne Rücksicht auf die Bewohner existieren.“3 Vor allem dann nicht, als sich die Herrschenden mit der Entstalinisierung von der Gewalt verabschiedeten und diese so keine Grundlage der Kommunikation mehr war. Zum neuen Schlagwort des von manchen Forschern als „little deal“ bezeichneten informellen Sozialpakts zwischen der Bevölkerung und der Führung wurde Konsum.4
Der (Wohlfahrts-)Staat, wie er sich während der Zeit der Stagnation herausbildete, garantierte das Recht auf Arbeit und hielt an der Vollbeschäftigung fest, obwohl die Wirtschaft unter einer sehr niedrigen Arbeitsproduktivität und dem Verfall der Arbeitsdisziplin litt. Das Lohnwachstum überholte das Produktionswachstum, sodass die Bevölkerung sich zwar immer mehr hätte leisten können – dies aufgrund zu langsamer Produktion und dadurch mangelnder Waren jedoch nicht möglich war. Mehr und mehr wurde das Schlangestehen zu einem selbstverständlichen Teil des Tagesablaufs, Diebstähle am Arbeitsplatz nahmen zu und private Netzwerke zur „Beschaffung“ defizitärer Waren (s. a. BlatDie Wortherkunft ist unklar. Das Wort bezeichnet die Möglichkeit, knappe Güter, Dienstleistungen oder Positionen auf inoffiziellen Umwegen zu erhalten – z. B. durch Beziehungen oder Tauschnetzwerke. Die adjektivierte Form blatnoj wird heutzutage hauptsächlich als Attribut der kriminellen Welt verwendet.) verbreiteten sich mehr und mehr. Außerdem zeigte sich immer deutlicher die Abhängigkeit der sowjetischen Wirtschaft von Gold- und Ölexporten. Auf die Devisen aus diesen Exporten war die sowjetische Führung immer stärker angewiesen, um Lebensmittel und neue Technik im Westen zu kaufen. Den Staat kostete es enorme Summen, den Status als Supermacht im Wettrüsten mit den USA aufrechtzuerhalten.5
Für die Bevölkerung bot diese Zeit im hohen Maße eine Erwartungs- und Verhaltenssicherheit. Man konnte sich mit dem System gut arrangieren und es sich im wörtlichen Sinne „in ihm einrichten“, da auch immer mehr Menschen eigenen Wohnraum erhielten. Der Rückzug ins Private – dafür steht symbolisch vor allem die Küche – fand massenhaft statt.6 Der sowjetische Staat verteilte soziale Leistungen und versorgte die Bevölkerung. In vielen Bereichen verwaltete er aber lediglich den Mangel, ohne die durchaus wahrgenommenen Probleme beseitigen zu können.7
In der heutigen Zeit wird der Vergleich zwischen der „Putinschen Stabilität“ und der Zeit der Stagnation unter BreshnewLeonid Breshnew war von 1964 bis 1982 Vorsitzender der KPdSU und prägte als erster Mann im Staat fast zwei Jahrzehnte lang das Geschehen der Sowjetunion. Seine Herrschaft wird einerseits mit einem bescheidenen gesellschaftlichen Wohlstand assoziiert, gleichzeitig jedoch auch als Ära der Stagnation bezeichnet. immer häufiger gezogen. Dies ist durchaus berechtigt, da die Wirtschaft sich von vielen Erscheinungen der sowjetischen Periode immer noch nicht befreit hat, wie zum Beispiel die enorme Abhängigkeit der russischen Wirtschaft von Erdöl- und Gasexporten zeigt.8
1.Dalos, György (2011): Lebt wohl Genossen! Der Untergang des sowjetischen Imperiums, München, S. 11
2.vgl. dazu Belge, Boris / Deuerlein, Martin (2014): Einführung: Ein goldenes Zeitalter der Stagnation? Neue Perspektiven auf die Brežnev-Ära, in: ders. (Hrsg.): Perspektiven auf die sowjetische Ordnung der Brežnev-Ära, Tübingen, S. 1-33
3.Plaggenborg, Stefan (2006): Experiment Moderne: Der sowjetische Weg, Frankfurt am Main, S. 222
4.vgl. zum Begriff „little deal“ Miller, James R. (1985): The Little Deal: Brezhnev's Contribution to Acqusitive Socialism, in: Slavic Review 1985 (44), S. 694-706; Folgen für das sozialistische Wirtschaftssystem: Merl, Stephan (2008): Die Korruption in Rusland heute – ein Vermächtnis Stalins?, in: Söller, Carola / Wünsch, Thomas (Hrsg.): Korruption in Ost und West: Eine Debatte, Passau, S. 33-78
5.vgl. Gestwa, Klaus (2014): Von der Stagnation zur Perestrojka: Der Wandel der Bedrohungskommunikation und das Ende der Sowjetunion, in: Belge, Boris / Deuerlein, Martin (Hrsg.): Perspektiven auf die sowjetische Ordnung der Brežnev-Ära, Tübingen, S. 253-311 und Kotkin, Stephen (2008): Armageddon averted: The Soviet collapse: 1970-2000, Oxford und Baberowski, Jörg (2012): Kritik als Krise oder warum die Sowjetunion trotzdem unterging, in: Mergel, Thomas (Hrsg.): Krisen verstehen: Historische und kulturwissenschaftliche Annäherungen, Frankfurt am Main, S. 177–196
6.vgl. Alexijewitsch, Swetlana (2013): Secondhand-Zeit: Leben auf den Trümmern des Sozialismus, München
7.über die Wahrnehmung der Probleme in der Führungselite siehe die Erinnerungen eines der Vordenker der Perestrojka: Arbatow, Georgi (1993): Das System: Das Leben im Zentrum der Sowjetpolitik, Frankfurt am Main
Leonid Breshnew war von 1964 bis 1982 Vorsitzender der KPdSU und prägte als erster Mann im Staat fast zwei Jahrzehnte lang das Geschehen der Sowjetunion. Seine Herrschaft wird einerseits mit einem bescheidenen gesellschaftlichen Wohlstand assoziiert, gleichzeitig jedoch auch als Ära der Stagnation bezeichnet.
Larissa Bogoras (1929–2004) war eine russische Linguistin, Publizistin und bekannte Menschenrechtlerin. Sie war vor allem im sowjetischen Untergrund der 1960er Jahre aktiv, als sie Mitschriften von politischen Schauprozessen anfertigte und Informationen darüber auch im Ausland zugänglich machte. Ihre öffentliche Demonstration gegen die gewaltsame Zerschlagung des Prager Frühlings brachte ihr eine Lagerstrafe ein. Auch das hielt sie nicht von ihrem Engagement ab, und so blieb sie auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion bis zu ihrem Tod eine der aktivsten Menschrechtlerinnen in Russland.
Im Westen ist Alexander Solschenizyn (1918–2008) als einer der bedeutendsten Oppositionellen der Sowjetära bekannt. Solschenizyn selbst verbrachte acht Jahre seines Lebens in Straflagern und seine Werke über die Lagerhaft waren langjährige Bestseller in den 1960er und 1970er Jahren. 1974 wurde er aus der Sowjetunion ausgewiesen und lebte bis 1994 im Exil. Heute wird er aufgrund seiner moralischen und politischen Vorstellungen hauptsächlich in konservativen und christlichen Kreisen in Russland und im Westen gelesen und wurde im Zuge des Ukraine-Konflikts wieder populärer.
Als Großen Vaterländischen Krieg bezeichnet man in Russland den Kampf der Sowjetunion gegen Hitlerdeutschland 1941–1945. Der Begriff ist an den Vaterländischen Krieg gegen Napoleon im Jahr 1812 angelehnt. Galt der Sieg über den Faschismus offiziell zunächst als ein sozialistischer Triumph unter vielen, wurde er seit Mitte der 1960er Jahre zu einem zentralen Bezugspunkt der russischen Geschichte.
Der Name Genrich Jagoda ist untrennbar mit den stalinistischen Repressionen, dem Aufbau des Straflagersystems Gulag, der Organisation der ersten sowjetischen Schauprozesse und dem sowjetischen Innenministerium NKWD verbunden, das er von 1934 bis 1936 leitete.
Boris Nemzow war einer der bekanntesten Politiker Russlands und galt als scharfer Kritiker Wladimir Putins. In zahlreichen Publikationen machte er auf Misswirtschaft und Korruption in Russland aufmerksam, was ihm viele einflussreiche Gegner einbrachte. Ende Februar 2015 wurde Nemzow in der Nähe des Kreml erschossen. Im Juni 2017 wurden fünf Tschetschenen wegen Mordes verurteilt. Das Urteil ist umstritten, da unklar bleibt, wer die Auftraggeber der Verurteilten sind.
Dimitri Peskow ist seit dem Machtantritt Putins für dessen Pressearbeit zuständig und gilt als offizielles Sprachrohr des Kreml. Üblicherweise für die Krisen-PR verantwortlich, sorgte er mehrfach selbst für negative Schlagzeigen, unter anderem im Rahmen der Panama Papers.
Im Zuge der wirtschaftlichen Rezession, der militärischen Auseinandersetzungen in der Ostukraine und der westlichen Sanktionen rief ein breites Oppositionsbündnis für den 1. März 2015 zu landesweiten Demonstrationen auf. Der Anti-Krisen-Marsch Frühling sollte in 16 Städten zugleich stattfinden und dem Widerstand gegen die Politik Wladimir Putins Ausdruck verleihen, die nach Meinung der Initiatoren zu dieser Krise geführt hatte.
Zu den offiziellen Forderungen der Demonstranten zählten u. a. ein Ende des Konflikts mit der Ukraine, freie und faire Wahlen, Bekämpfung der Korruption und die Aufhebung der staatlichen Zensur.
Wenige Tage vor der Protestaktion wurde mit Boris Nemzow einer der Hauptinitiatoren ermordet. Anstatt des geplanten Anti-Krisen-Marschs fand in Moskau ein Trauermarsch statt, an dem etwa 50.000 Menschen teilnahmen.