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Alexej Balabanow

„Sila w prawde“ (dt. Die Macht liegt in der Wahrheit) – der Ausspruch aus dem Kultfilm Brat vom russischen Regisseur Alexej Balabanow ist heute ein Propaganda-Slogan. Wer war Balabanow, dessen Protagonisten und Zitate die russische Gesellschaft in den letzten 20 Jahren so geprägt haben? Slavistin und Filmwissenschaftlerin Eva Binder über den Künstler, der am 18. Mai 2013 im Alter von 54 Jahren gestorben ist. 

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Jewgeni Roisman

Er wird oft als ein „prominenter Kreml-Kritiker“ und „Oppositioneller“ bezeichnet. Allerdings passen diese Kategorien nicht ohne weiteres. Oleksiy Bondarenko und Morvan Lallouet über Jewgeni Roisman – ein Politiker, der seinen Weg von einem militanten Anti-Drogen-Aktivisten zum „Volksbürgermeister“ von Jekaterinburg genommen hat und nun wegen seiner kompromisslosen Haltung zum russischen Krieg fünf Jahre Haft riskiert.

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Russisches YouTube

YouTube ist die letzte westliche Social-Media-Plattform in Russland, die noch frei zugänglich ist. Wer unabhängige Informationen zum Krieg gegen die Ukraine sucht, kann sie dort finden. Viele geblockte Medien sind deswegen zu YouTube gewechselt. Allerdings konkurrieren sie hier mit den Fake News und der massiven Desinformation der russischen Staatspropaganda.

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Larissa Bogoras

Nach dem Studium der Sprachwissenschaften in ihrer Heimatstadt Charkiw heiratete Larissa Bogoras (1929–2004) den Schriftsteller Juli Daniel, mit dem sie nach Moskau zog. Mitte der 1960er Jahre promovierte sie in Linguistik (1978 wurde ihr der Titel aus politischen Motiven zunächst ab-, 1990 jedoch wieder zuerkannt) und kam durch ihren Mann mit Dissidentenkreisen und der sowjetischen Untergrundliteratur, dem Samisdat, in Berührung.

Engagement in der sowjetischen Menschenrechtsbewegung

Als Daniel 1966 zusammen mit seinem Kollegen Andrej Sinjawski verhaftet und beiden Schriftstellern der Prozess gemacht wurde, betätigte sich Bogoras zunehmend in der Menschenrechtsbewegung und schrieb heimlich ein Stenogramm des Schauprozesses mit. Dieses diente später als Grundlage für das Weißbuch in Sachen Sinjawski/Daniel, das von Alexander Ginsburg im Samisdat veröffentlicht und auch im Westen stark rezipiert wurde. 1968 wandte sich Bogoras mit einem Brief an die internationale Öffentlicheit, um über einen weiteren Schauprozess gegen Dissidenten, darunter Alexander Ginsburg, zu informieren. Ihre Verteidigungsschrift wurde zu einem zentralen Dokument der sowjetischen Menschrechtsbewegung.

Für ihre Teilnahme an einer Demonstration auf dem Roten Platz am 25. August 1968 gegen den gewaltsamen Einmarsch der Sowjetunion in die Tschechoslowakei wurde Bogoras aufgrund „antisowjetischer Agitation“ – die Losung der Demonstranten lautete Für eure und unsere Freiheit – zu vier Jahren Straflager verurteilt und nach Sibirien verbannt. Nach ihrer Rückkehr nach Moskau betätigte sie sich wieder im Samisdat und wirkte unter anderem an dem bekannten Menschrechtsmagazin Chronik der laufenden Ereignisse mit. Auch setzte sie sich weiterhin für Menschenrechte ein und rief 1986 im Zuge der Perestroika zur Entlassung aller politischen Gefangenen auf, eine Forderung, die Michail Gorbatschow im Jahr darauf auch umsetzte.

Von 1989 bis 1996 leitete Larissa Bogoras die Moskauer Helsinki Gruppe und galt als Bindeglied zwischen den sowjetischen Dissidenten und der neuen Generation von Aktivisten. Bis zu ihrem Tod engagierte sie sich für die Wahrung der Menschenrechte.

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Farbrevolutionen

Als Farbrevolutionen bezeichnet man eine Reihe friedlicher Regimewechsel in post-sozialistischen Ländern. Diese wurden unter anderem durch gesellschaftliche Großdemonstrationen gegen Wahlfälschungen ausgelöst. Aufgrund der Farben beziehungsweise Blumen, mit denen die Bewegungen assoziiert werden, ist der Sammelbegriff Farbrevolutionen entstanden. Stellt der Begriff für die politische Elite in Russland eine Bedrohung ihrer Macht dar, verbinden oppositionelle Kräfte damit die Chance auf einen Regierungswechsel.

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Weißes Band

Das weiße Band ist eines der Hauptsymbole der Protestbewegung von 2011/2012. Es bringt die Kritik an den manipulierten Dumawahlen im Dezember 2011 und den Präsidentenwahlen im März 2012 zum Ausdruck und steht sinnbildlich für die in diesem Zusammenhang entstandene Forderung „Für saubere Wahlen“.

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Alexej Nawalny

Seit seiner Verurteilung Anfang 2021 sitzt der russische Oppositionelle in Haft. Die als politisch-motiviert eingestufte Strafe ging eigentlich bis Oktober 2023. Heute wurde Nawalny zu weiteren neun Jahren verurteilt. Jan Matti Dollbaum über den inhaftierten Oppositionspolitiker.

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Lew Rubinstein

Lew Rubinstein (geb. 1947) ist ein russischer Dichter, Literaturkritiker, Essayist und Publizist. In literarischer Hinsicht ist er vor allem für seine minimalistische Karteikarten-Poesie bekannt, eine Mischung aus literarischer, visueller und performativer Kunst, die er in den 1970er Jahren entwickelte. Rubinstein gilt zudem als einer der Begründer und führender Vertreter des Moskauer Konzeptualismus.

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Boris Nemzow

Er war einer der bekanntesten Politiker Russlands und galt als scharfer Kritiker Wladimir Putins. In zahlreichen Publikationen machte er auf Misswirtschaft und Korruption in Russland aufmerksam, was ihm viele einflussreiche Gegner einbrachte. Eduard Klein über den Oppositionspolitiker, der am 27. Februar vor acht Jahren ermordet wurde.

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Tauwetter

Befreiung vom Despoten, zarte Protestkultur und Poeten als Volkshelden: Die Zeit des Tauwetters in den Jahren nach Stalins Tod brachte eine Neudefinition des sowjetischen Lebens. Kultur und Politik erfuhren eine euphorische Phase der Liberalisierung. Doch schon mit der Entmachtung Nikita Chruschtschows setzte eine politische Restaurationsphase ein, die bis zur Perestroika andauern sollte. Heutzutage wird das Tauwetter oft nostalgisch verklärt, unter Historikern ist seine Deutung weiterhin umstritten.

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In einem Land zwischen Wald und Fluss, © Svetlana Yerkovich (All rights reserved)