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Sergej Lawrow

Seit 20 Jahren vertritt derselbe Mann Wladimir Putins Politik in der Welt. In dieser Zeit hat Sergej Lawrow Annäherungsversuche mit Washington unternommen und der Welt mit Atomraketen gedroht. Er wurde als erfahrener Diplomat geachtet und als Lügner ausgelacht.

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Nikolaj Nekrassow

Nikolaj Alexejewitsch Nekrassow war ein Autor, Kritiker und einflussreicher Publizist, der insbesondere in politisch-revolutionär gesinnten Kreisen eine breite Anhängerschaft fand. Im westlichen Ausland kaum bekannt, gilt Nekrassow in Russland als Nationalheld der Literatur des 19. Jahrhunderts und als moralische Instanz der Kulturgeschichte. Nekrassow begriff Literatur in erster Linie als Medium zum Ausdruck sozialer und politischer Belange.

Nekrassow (1821–1878), der einer adligen Familie entstammte und gegen den Willen seines Vaters  1838 zum Philologiestudium nach Sankt Petersburg ging, musste sich zunächst durch Privatstunden und kleinere literarische und publizistische Tätigkeiten über Wasser halten. Erst die Bekanntschaft mit Wissarion Belinski im Jahr 1843, dem Nestor der russischen Literatur und Förderer junger Autoren, verhalf ihm zu ersten Erfolgen. Mitte der 40er Jahre gab Nekrassow „physiologische Skizzen“ heraus, Sozialreportagen, die sich teils kritisch, teils sentimentalistisch und nicht selten unfreiwillig komisch mit den Petersburger Armenvierteln und den vielfältigen Nöten ihrer Bewohner auseinandersetzen. Sie versammelten jene klassischen Autoren, die später als Vertreter der Natürlichen Schule in die russische Literaturgeschichte Eingang fanden.

Nekrassow erwarb durch seine vielfältigen redaktionellen Tätigkeiten eine vorzügliche publizistische Reputation und konnte so 1846 die renommierte Zeitschrift Der Zeitgenosse kaufen, die er schrittweise zu einem der wichtigsten Publikationsorgane für politische und ästhetische Debatten umbaute und profitabel machte. Ab Mitte der 50er Jahre driftete der Zeitgenosse unter dem Einfluss radikaler Kräfte wie Nikolaj Tschernyschewski immer stärker in Richtung eines politisch-revolutionären Extremismus , so dass die Zeitschrift in Konflikt mit den zaristischen Behörden geriet und 1866 schließen musste. Nekrassow übernahm daraufhin mit den Vaterländischen Annalen eine andere zentrale literaturkritische Zeitschrift, die er bis zu seinem Tod herausgab.

Den literarischen Druchbruch brachte 1856 sein erster großer Gedichtband, in dem das lyrische Ich als moralische Instanz angelegt ist und zu gesellschaftlichem Engagement gegen soziale Missstände aufruft. Zuvor waren die Zensurbestimmungen in Russland deutlich gelockert worden. In Der Dichter und der Bürger, einem Manifest politisch ambitionierter Literatur, schreibt Nekrassow: „Es wird Zeit aufzustehen, du weißt selbst / welche Zeit begonnen hat.“ Das monumentale Epos Wer lebt in Russland glücklich? (1863–1877), ein Panorama der verschiedenen sozialen Typen der russischen Gesellschaft, kann als Opus magnum Nekrassows gesehen werden. Nekrassow starb vor der endgültigen Fertigstellung des Buchs, nachdem er bereits über Jahre an verschiedenen schweren Erkrankungen gelitten hatte. Seine Popularität war zu dieser Zeit so groß, dass zu seiner Beerdigung Tausende von Anhängern auf dem Nowodewitsche-Friedhof in Moskau zusammenströmten.

Der Vorzeigedichter auf sowjetischen BriefmarkenNekrassows Geltung in der Literaturgeschichte sichert besonders die innovative Übertragung diverser sprachlicher Mittel aus Folklore und mündlicher Volksdichtung in den lyrischen Mainstream. Das Verwischen von Gattungsgrenzen und die Einarbeitung erzählerischer Elemente in die Lyrik lassen sich deutlich in den Versepen seines Spätwerkes erkennen. Die sowjetische Rezeption hat Nekrassow später zum „demokratischen“ Vorzeigedichter erhoben und verklärte die Texte zu progressiven Vorboten der Revolution von 1917. Diese stereotype Mystifizierung der gesellschaftlichen Tätigkeiten Nekrassows in der Sowjetunion verhinderte lange Zeit eine kritische Auseinandersetzung mit seinem Werk. Jüngere Untersuchungen heben ambivalente Merkmale in der Biographie Nekrassows hervor und zeichnen eher das Bild eines zerrissenen Intellektuellen des 19. Jahrhunderts. Diese Deutungen verstehen den tugendhaften und teils asketischen Impetus in Nekrassows Werken als Teil einer politischen Selbststilisierung, ein bewusstes Spiel mit verschiedenen Identitätsentwürfen. Nekrassows Moralisieren erscheint in grellem Kontrast zu seiner eigenen zügellosen Genusssucht, die bereits unter Zeitgenossen Anlass zu allerlei spekulativer Legendenbildung gab.

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