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Alexander Solschenizyn

Im Westen ist Alexander Solschenizyn als einer der bedeutendsten Oppositionellen der Sowjetära bekannt. Solschenizyn selbst verbrachte acht Jahre seines Lebens in Straflagern und seine Werke über die Lagerhaft waren langjährige Bestseller in den 1960er und 1970er Jahren. 1974 wurde er aus der Sowjetunion ausgewiesen und lebte bis 1994 im Exil. Heute wird er aufgrund seiner moralischen und politischen Vorstellungen hauptsächlich in konservativen und christlichen Kreisen in Russland und im Westen gelesen und wurde im Zuge des Ukraine-Konflikts wieder populärer.

Solschenizyn (1918–2008) studierte Mathematik in Rostow am Don, wo er 1940 seine Frau Natalja heiratete. 1941 wurde er in die Rote Armee eingezogen und 1945 wegen staatsfeindlicher Äußerungen verhaftet. Er verbrachte die ersten Jahre seiner Haft in einem Lager, in dem er  als Wissenschaftler intellektuelle Zwangsarbeit zu leisten hatte. Die Bedingungen dort waren wesentlich leichter als später im Sonderlager Ekibastus, wo er zu physischer Arbeit gezwungen wurde und bis 1953 inhaftiert war. Nach seiner Entlassung durfte er zunächst seinen Wohnort nicht frei wählen und konnte nur in Randgebieten der Sowjetunion leben. 1956 wurde das ursprüngliche Urteil gegen ihn für gegenstandlos erklärt. Solschenizyn arbeitete fortan als Lehrer und begann, abends zu schreiben. Seine Frau Natalja zog zu ihm nach Rjasan.

Sein erstes Werk Ein Tag im Leben von Iwan Denissowitsch erschien 1962 mit der Unterstützung des kommunistischen Parteichefs Nikita Chruschtschow in der Sowjetunion. Der erste in der Sowjetunion publizierte Roman eines Nichtkommunisten über das Leben im Gefangenenlager wurde zur Sensation: Solschenizyn erlangte schlagartig weltweite Berühmtheit, sein Roman entwickelte sich zu einem Bestseller. Er wurde in den sowjetischen Schriftstellerverband aufgenommen, von dem man ihn jedoch 1969 mit der Begründung, er habe ohne Genehmigung im Ausland publiziert, wieder ausschloss. Unterstützt von einer Solidaritätskampagne im Westen erhielt er im Jahr 1970 den Literaturnobelpreis. Im gleichen Jahr ließ sich Solschenizyn scheiden und heiratete seine zweite Frau, die ebenfalls Natalja hieß.  

Als 1973 sein Hauptwerk Archipel Gulag im Westen erschien, beschloss die Sowjetregierung, den unbequemen Schriftsteller auszubürgern, weil sie das Buch als Verleumdung betrachtete. Archipel Gulag wurde zur bekanntesten literarischen Anklage gegen die sowjetische Ungerechtigkeit. 1974 wurde Solschenizyn in den Westen abgeschoben, seine Familie durfte ihm folgen. Er ließ sich auf einem Anwesen im Norden der USA nieder. Seine neuen Werke befassten sich mit der Geschichte Russlands am Anfang des 20. Jahrhunderts und wurden weniger erfolgreich. Er veröffentlichte Essays und hielt Reden, in denen er seine moralischen Ansichten äußerte. Dass das US-Publikum ihm kaum Gehör schenkte, enttäuschte ihn.1

In der Zeit des Zusammenbruchs der Sowjetunion schrieb er programmatische Texte mit gesellschaftspolitischen Reformvorschlägen. 1994 kehrte er schließlich nach Russland zurück, um dort seinen Lebensabend zu verbringen. Seine letzten Werke umfassten historische Abhandlungen, Erinnerungen an die Zeit im Exil und Kurzgeschichten. Er starb 2008 und hinterließ seine Frau und drei Söhne.

Immer wieder wird diskutiert, ob im Werk Solschenizyns nationalistische oder antisemitische Tendenzen zu finden sind. Er selbst wies derartige Vorwürfe von sich. Jedoch lässt eine Analyse seiner Werke auf der Grundlage wissenschaftlicher Definitionen von Nationalismus oder Antisemitismus keinen Zweifel mehr an der Berechtigung dieser Vorwürfe (s. Rowley; Luks; Kriza)2. Außerdem ist seine Vision eines christlichen Großrusslands insbesondere von Mitgliedern der politischen Elite in Russland im Ukraine-Konflikt wieder aufgegriffen worden.


1.Solschenizyn, Alexander (2007): Meine amerikanischen Jahre, München
2.Kriza, Elisa (2014): Alexander Solzhenitsyn: Cold War lcon, Gulag Author, Russian Nationalist? A Study of the Western Reception of his Literary Writings, Historical Interpretations, and Political Ideas, in: Umland, Andreas (Hrsg.): Soviet and Post-Soviet Politics and Society, Bd. 131, Stuttgart; Luks, Leonid (2008): Zweihundert Jahre zusammen, Bd. 2: Die Juden in der Sowjetunion, Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 2008 (56/4); Rowley, David G. (1997): Aleksandr Solzhenitsyn and Russian Nationalism, in: Journal of Contemporary History 1997 (32/3)
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