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Die Griechisch-Katholische Kirche in Belarus

Über Jahrhunderte war Religionszugehörigkeit auch eine Frage politischer Loyalität. So ist auch die griechisch-katholische Kirche in Belarus entstanden. Sie war im 16. Jahrhundert gegründet worden, als der belarussische Kulturraum zum katholisch geprägten Polen-Litauen gehörte. Von der orthodoxen Kirche wird sie bis heute als innerer Feind diffamiert. 

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Sergej Kirijenko

Die aggressive Kriegspropaganda der russischen Staatsmedien kommt bei der Jugend nicht an, Abhilfe schafft Sergej Kirijenko. Als „effektiver Manager“ leitet er zudem die Zivilverwaltung der annektierten ukrainischen Gebiete.

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Wladimir Potanin

Wladimir Potanin ist der zweitreichste Mann Russlands. Den Grundstein für sein Wirtschaftsimperium legte er in den 1990er Jahren, als er selbst die Regeln für die Privatisierung großer Staatsbetriebe mitgestaltete, dank derer er in den Besitz des Buntmetall-Riesen Norilsk Nickel kam. Seit Beginn des vollumfänglichen Krieges gegen die Ukraine konnte er sein Wirtschaftsimperium sogar ausbauen. Er steht auf den Sanktionslisten der USA und Großbritanniens – Deutschland hingegen treibt weiter Handel mit dem „Nickel-König“.

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Konstantin Ernst

Konstantin Ernst ist der „Kreativdirektor“ des Kreml. Der Chef des Staatssenders Erster Kanal gestaltet den visuell-medialen Stil von Putins Russland. Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Sotschi trug ebenso seine Handschrift wie die jährliche Call-in-Sendung Der direkte Draht mit Wladimir Putin. Vom Hollywood-Kino lernte Ernst, wie man über Emotionen Massen erreicht – und stellte dieses Talent in den Dienst des Regimes.

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Lager Seliger

Das Lager Seliger war ein von 2005 bis 2014 alljährlich stattfindendes Sommercamp für Jugendliche und junge Erwachsene am gleichnamigen Seligersee. Initiiert wurde es von der regierungsnahen Jugendorganisation „Naschi“ („Die Unseren“). Der Seligersee liegt inmitten eines Naturschutzgebietes im Nordwesten Russlands, etwa 350 km entfernt von Moskau.

Als Erfinder des Lagers Seliger gilt Wassili Jakemenko, ein russischer Politiker und Geschäftsmann, der einst Vorsitzender der Jugendorganisation Naschi war. Die Gründung von Naschi 2005 war eine direkte Antwort auf die sogenannten Farbrevolutionen in Georgien, der Ukraine und Kirgisistan. Da der Kreml eine ähnliche Entwicklung im eigenen Land verhindern wollte, etablierte er Naschi „als Gegenbewegung zu den regimekritischen Jugendorganisationen im postsowjetischen Raum“.1 Noch im selben Jahr rief Jakemenko das erste Sommercamp am Seligersee ins Leben, das als Forum Seliger Bekanntheit erlangte. 3.000 Jugendliche kamen, besuchten Vorlesungen und Seminare, nahmen an Sportveranstaltungen und Exkursionen teil. Zwar wird immer wieder behauptet, dass die wesentliche Aufgabe des Lagers darin bestehe, einen neuen russischen Patriotismus zu schaffen. Doch scheinen die TeilnehmerInnen dem stark emotionalen Gruppenerlebnis weitaus größere Bedeutung beizumessen als der politischen Ideologie.2

Bis 2008 war das Camp ausschließlich Mitgliedern der Jugendorganisation Naschi vorbehalten. 2009 wurde es zum Allrussischen Jugend-Bildungsforum erklärt und steht seither den OrganisatorInnen zufolge allen Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem In- und Ausland offen. Längst nicht alle BesucherInnen kommen aus politischem Interesse. Einige junge RussInnen sind auf der Suche nach privaten Geldgebern für ihre Geschäftsideen und wollen dabei die Vernetzungsmöglichkeiten nutzen, die das Lager bietet.3 TeilnehmerInnen aus dem Ausland führen nicht selten Abenteuer- oder Reiselust sowie die Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen, als Gründe für ihren Besuch an.4

Im Sommer 2015 fand das Allrussische Jugend-Bildungsforum erstmals am Fluss Kljasma im Gebiet Wladimir statt. Die Bezeichnung Forum Seliger taucht nicht mehr auf. Stattdessen wurde das Lager in Terra Scientia (Territorija smyslow) umbenannt.5 Es ist schwierig zu beurteilen, welchen Einfluss Naschi bzw. die Regierungspartei Einiges Russland derzeit auf das Nachfolge-Camp ausüben. Die Erwartungen und Ansprüche der TeilnehmerInnen scheinen jedenfalls nur bedingt den Vorstellungen der OrganisatorInnen zu entsprechen. Daher ist fraglich, inwieweit die Leitung des Lagers ihre Ziele überhaupt umsetzen kann. Da das Camp aber weiterhin vom russischen Staat finanziert wird, ist eine regierungsnahe Ausrichtung zumindest naheliegend.


1.Heller, Regina (2008): Die russische Jugendbewegung „Naschi“: Aufstieg und Fall eines polittechnologischen Projekts in der Ära Putin, in: Russland-Analysen Nr. 168, S. 3
2.Schmid, Ulrich (2006): Naschi – Die Putin-Jugend: Sowjettradition und politische Konzeptkunst, S. 9f., in: Osteuropa 56 (5), S. 5-18
3.Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: Die Hüter des Feuers
4.Neue Zürcher Zeitung: Im politischsten Wald Russlands
5.siehe: Territorija smyslov na kljazʼme
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Farbrevolutionen

Als Farbrevolutionen bezeichnet man eine Reihe friedlicher Regimewechsel in post-sozialistischen Ländern. Diese wurden unter anderem durch gesellschaftliche Großdemonstrationen gegen Wahlfälschungen ausgelöst. Aufgrund der Farben beziehungsweise Blumen, mit denen die Bewegungen assoziiert werden, ist der Sammelbegriff Farbrevolutionen entstanden. Stellt der Begriff für die politische Elite in Russland eine Bedrohung ihrer Macht dar, verbinden oppositionelle Kräfte damit die Chance auf einen Regierungswechsel.

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Alexej Nawalny

Seit seiner Verurteilung Anfang 2021 sitzt der russische Oppositionelle in Haft. Die als politisch-motiviert eingestufte Strafe ging eigentlich bis Oktober 2023. Heute wurde Nawalny zu weiteren neun Jahren verurteilt. Jan Matti Dollbaum über den inhaftierten Oppositionspolitiker.

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Mitja Aleschkowski

Aleschkowski ist ein Fotograf, Blogger und Aktivist. In Russland wurde er 2012 bekannt, als er durch seine Koordination wesentliche Hilfe bei einer verheerenden Flutkatastrophe leistete. Anschließend baute er in Russland eine erfolgreiche zivilgesellschaftliche Hilfsorganisation auf.

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Bolotnaja-Bewegung

Am 6. Mai 2012 wurden beim Marsch der Millionen nach Zusammenstößen zwischen Demonstrierenden und Polizei etwa 650 Menschen verhaftet. Mischa Gabowitsch über den Bolotnaja-Prozess und die vorangegangenen Proteste 2011/12.

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Sergej Gandlewski

Sergej Gandlewski (geb. 1952) ist ein bekannter russischer Schriftsteller, Dichter und Übersetzer.

Seit seiner Jugend schreibt er Gedichte, die allerdings bis zum Ende der 1980er Jahre nur im Ausland erscheinen konnten. Er war während der Sowjetzeit gemeinsam mit anderen Schriftstellern wie Lew Rubinschtein in sowjetischen literarischen Untergrundzirkeln aktiv und veröffentlichte in dieser Zeit im Samisdat. Für seine in mehrere Sprachen übersetzten Werke hat Gandlewski verschiedene Literaturpreise erhalten, darunter 2010 die wichtigste russische Auszeichnung für Dichter, den „Poet“.

Im September 2014 unterzeichnete Gandlewski zusammen mit 6.000 weiteren Intellektuellen eine Erklärung gegen die russische Aggression in der Ukraine.

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